Peter Spuhlers Stadler Rail hat im vergangenen Jahr trotz Frankenstärke schwarze Zahlen geschrieben – unter anderem weil die Angestellten länger gearbeitet haben. Der Gewinn lag im siebenstelligen Bereich, wie Spuhler in einem Interview bekanntgab.
Stadler Rail habe eigentlich mit roten Zahlen gerechnet, sagte Spuhler im Interview mit den Zeitungen «Der Bund» und «Tages-Anzeiger» vom Samstag. «So weit kam es zum Glück nicht.» Neben der Arbeitszeitverlängerung habe das Unternehmen auch gespart: beim Einkaufsvolumen oder mit der Rückstellung von Investitionen.
Der Schienenfahrzeughersteller Stadler Rail veröffentlicht als Unternehmen im Familienbesitz keinen Geschäftsbericht mit detaillierten Zahlen. 2014 hatte Stadler Rail einen deutlichen Rückgang beim Umsatz (auf 1,87 Mrd. Fr.) hinnehmen müssen, dafür aber einen rekordhohen Auftragseingang verzeichnet.
Für die Mehrarbeit, welche die Angestellten in der Schweiz wegen des starken Franken geleistet hätten, seien diese mit zusätzlichen 700 Franken entschädigt worden, sagte Spuhler. Jeder habe zudem 500 Franken Weihnachtsgeld erhalten. Inhaber Spuhler verzichtete nach eigenen Angaben «auf einen guten Teil» seines Lohnes.
Nach Aufhebung der Kursuntergrenze des Franken zum Euro ordnete Stadler Rail im Januar für seine rund 3000 Schweizer Angestellten eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 39,5 auf 42,5 Stunden bei gleichem Lohn an. Seit Anfang Jahr gilt eine Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche.
Geld für Investitionen fehlt
Für das laufende Jahr ist der Hersteller von Eisenbahnen fast überall gut ausgelastet, kämpft aber mit dem Margendruck. «Wir verdienen einfach zu wenig Geld», sagte Spuhler. «Dieses bräuchten wir, um Investitionen in neueste Technologien zu tätigen und neue Produkte zu entwickeln.»
Spuhler spricht sich ferner für die Unabhängigkeit von Stadler Rail aus. Dass das Thurgauer Unternehmen mit rund 7000 Mitarbeitenden nicht zu den Grossen am Markt zählt, ist für Spuhler nicht entscheidend. Grösse alleine bringe keine Vorteile, «sondern Technologieführerschaft, Flexibilität und die Schnelligkeit bei der Umsetzung kundenspezifischer Anforderungen», sagte er.
Nach der Grossfusion der chinesischen Bahnhersteller CNR und CSR räumt Spuhler ein, dass die «Gretchenfrage» in der Branche im Moment sei, «ob in Europa auch eine solche Megafusion erfolgen muss». Er selbst sehe aber keinen Vorteil, mit den Grossen zusammenzugehen. «Lieber kaufe ich punktuell kleine Anbieter.»
Börsengang im Notfall
Danach gefragt, ob für ihn ein Börsengang in Frage käme, sagte der ehemalige SVP-Nationalrat: «Nur in zwei Fällen» – nämlich, wenn das Wachstum nicht aus eigener Kraft finanziert werden könne oder wenn dereinst aus der Familie niemand die operative Verantwortung übernehmen wolle. Spuhler gedenkt aber, noch mehrere Jahre an der Spitze des Unternehmens zu bleiben.