Digitale Stadtpläne sollen künftig Menschen mit einer Behinderung die Orientierung erleichtern. Die Stadt Wil wurde von Pro Infirmis Schweiz als Pilotgemeinde ausgewählt. Bereits wurden 100 Objekte erfasst.
Ortstermin in der St. Galler Stadt Wil am Montag. Treffpunkt ist das Departement für Soziales, Jugend und Alter an der Poststrasse. Vor dem Seiteneingang ist im Auftrag von Pro Infirmis ein Team der Heimstätte Wil im Einsatz und demonstriert die Prüfung und Erfassung des öffentlichen Gebäudes.
«Die Zugänglichkeit von Bauten und Anlagen ist für die gesellschaftliche Teilnahme von behinderten Menschen unabdingbar», sagte Therese Wenger, Geschäftsleiterin von Pro Infirmis St. Gallen-Appenzell. Ziel sei es, in allen Regionen der Schweiz Stadtpläne für Menschen mit Handicap zu erstellen.
Mit digitalen Stadtplänen will Pro Infirmis Schweiz zuverlässige Informationen über die Zugänglichkeit von «Points of Interest» (POI) wie Verwaltungen, Spitäler, Banken, Hotels, Schulen und Kultureinrichtungen erstellen, abgestimmt auf die Beeinträchtigung der Nutzer. Wichtige Kriterien für das neue Hilfsmittel sind etwa Behindertenparkplätze, Rampen, Lifte, Toiletten und Schalter.
Betroffene miteinbezogen
Bei der Erstellung des Zugänglichkeitsplans in Wil werden auch Betroffene miteinbezogen. Projektleiter Markus Böni, selber im Rollstuhl, demonstriert wie er ohne fremde Hilfe in das Verwaltungsgebäude der Stadt Wil gelangt. Die Rampe ist nicht zu steil, die Türe lässt sich einfach öffnen und der Lift ist geräumig genug für den Rollstuhl.
Je nach Gebäudeart wird ein Piktogramm zugewiesen, welche die Zugänglichkeit zusammenfasst. «Ein Restaurant ohne Behinderten-WC zu besuchen, macht für jemanden im Rollstuhl wenig Sinn», sagt Böni. Bis Ende Juni sollen insgesamt 140 Objekte in Wil erfasst sein. Aufwendig seien vor allem der Bahnhof und das Fussballstadion Bergholz.
Die Stadt Wil unterstützt das Projekt. «Wir wollen einen Beitrag leisten, damit sich Menschen mit einer Behinderung in unserer Stadt noch selbstständiger bewegen können», sagte Stadtrat Dario Sulzer. Die hindernisfreien Objekte und Bauten würden in den bestehenden Stadtplan aufgenommen. «Wir wollen keine Negativwerbung machen, sondern die Öffentlichkeit für die Anliegen von Menschen mit Handicap sensibilisieren», betonte Therese Wenger.