Nach den blutigen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Milizen in Tripolis hat der Stadtrat der libyschen Hauptstadt die Bürger zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen. Der Streik sei von Sonntag an für alle öffentlichen und privaten Sektoren beschlossen.
Wie es in einer Erklärung des Stadtrates vom späten Samstagabend weiter hiess, ist die Massnahme ein «Zeichen der Trauer und der Solidarität» mit den Angehörigen der 43 Todesopfer. Stadtratspräsident Sadat Al-Badri kündigte eine Kampagne des zivilen Ungehorsams an, «bis diese Milizen abziehen».
Die Gewalt war am Freitagabend nach einer zunächst friedlichen Demonstration gegen die mächtigen Milizen in Libyen eskaliert. Aus dem Hauptquartier einer Miliz waren Schüsse auf die Demonstranten abgefeuert worden.
43 Menschen wurden bei den Unruhen getötet und mehr als 450 Menschen verletzt, teilte das Justizministerium mit. In einem östlichen Vorort von Tripolis gab es am Samstag neue Kämpfe zwischen bewaffneten Milizen.
US-Aussenminister Kerry ruft zum Dialog auf
US-Aussenminister John Kerry verurteilte die jüngste Eskalation der Gewalt und rief zum Dialog auf. «Libyer haben ihr Leben in der Revolution 2011 nicht riskiert, um eine Fortsetzung der Gewalt zu sehen», hiess es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung.
«Libyer haben gekämpft, um ein demokratisches System zu etablieren, in dem die Stimmen der libyschen Bevölkerung auf friedliche Weise Gehör finden.» Die USA würden die libyschen Behörden und Menschen «in dieser schwierigen Zeit» weiter unterstützen. Es sei zu viel Blut vergossen worden, um jetzt Rückschritte zu machen, sagte Kerry.
Milizen nach Gaddafi-Sturz als Helden gefeiert
Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 hatten viele Menschen die Milizionäre zunächst als Helden gefeiert. Diese weigern sich jedoch seitdem, ihre Waffen abzugeben oder sich in die neuen Sicherheitskräfte einzugliedern.
Die Milizen bekämpfen sich auch gegenseitig. Sie widersetzen sich der Aufforderung der schwachen Zentralregierung, Tripolis zu verlassen.