Bei der Stallvisite der Schweizer Bauern machen neu über 50 Höfe mit Mutterkuhhaltung mit: Sie wollen Einblick in eine Welt geben, die vielen fremd geworden ist. Bei der Vorstellung am Mittwoch in Böckten waren auch die Nationalratsspitzen Hansjörg Walter und Maya Graf dabei.
Die Mutterkuhbetriebe wollten „ein zu eins zeigen, wie aus Gras Fleisch wird“, sagte Hansjörg Walter (SVP/TG), Präsident des Nationalrats und des Schweizerischen Bauernverbands, vor den Medien. Die über 50 Betriebe gehören zu total 270 Bauernhöfen, die im Zuge der Stallvisite 2012 das ganze Jahr über offen für Besucher sind.
Die Stallvisite ist ein Projekt der Imagekampagne „Gut, gibt’s die Schweizer Bauern“ des Bauernverbands. Sie will die Menschen auf die Bauernhöfe bringen, den Kontakt von Stadt und Land fördern und zeigen, woher Fleisch und Milch kommen. Die Mutterkuhbetriebe stellen dabei die gemeinsame Haltung von Kuh, Kalb und Stier vor.
Überzeugungsarbeit bei der Bevölkerung leisten müssten die Bauern nebst anderem auch, damit sie einen fairen Produzentenpreis erhielten, sagte Nationalratsvizepräsidentin Maya Graf (Grüne/BL). Die Mutterkuhhaltung sei beispielhaft für das Miteinander von Ökonomie und Ökologie in der Landwirtschaft.
Entstanden als Alternative zur intensiven Fleischproduktion, setze sie auf Weidehaltung und weitgehend betriebseigenes Futter: Praktisch gibt’s nur Gras; Kraftfutter aus Soja-Importen oder Weizen entfällt. Laut dem Halterverband Mutterkuh Schweiz, der vom 31. August bis 2. September in Sissach BL das Mutterkuh-Fest „beef 12“ durchführt, ist die Nachfrage nach Fleisch aus dieser Haltung sehr gut.
Mutterkuhhaltung nimmt zu
Derzeit werden in der Schweiz 31 Rassen auf etwa 5000 Mutterkuhbetrieben gehalten. Das sind deutlich weniger als die rund 27’000 Milchbetriebe. Doch die Mutterkuhhaltung nehme zu, hiess es an der Präsentation unter dem Titel „Mutterkühe erobern die Schweiz“ auf dem Böckter Hof Vogelsang weiter.
Stallvisite-Projektleiter Markus Rediger glaubt, dass die Besuche auf Bauernhöfen die natürliche Beziehung zwischen Mensch und Tier fördern, was zu weniger Problemen auch etwa zwischen Wanderern und Kühen beitragen könnte. Denn Mutterkühe seien trotz Beschützerinstinkt nicht gefährlicher als Milchkühe; man müsse aber Verhaltensregeln beachten.