Der bald 31-jährige Waadtländer Stan Wawrinka steht beim ATP-500-Turnier von Dubai erstmals im Final. Halbfinalgegner Nick Kyrgios gibt nach 45 Minuten beim Stand von 4:6, 0:3 verletzt auf.
Und so gab es am Ende doch noch einen Wortwechsel zwischen Stan Wawrinka und dem 20-jährigen Australier. Kyrgios erklärte dem Schweizer, warum er die Partie nicht beenden konnte, worauf er von Wawrinka ein paar aufmunternde Klopfer auf die Schulter erhielt. Zuvor war das Klima zwischen Wawrinka und Kyrgios frostig geblieben, wie immer in den letzten sechs Monaten, seit der Australier im August 2015 wegen einer zurückliegenden Affäre von Wawrinkas Freundin Donna Vekic mit Thanasi Kokkinakis mit einem Griff in die unterste Schublade Wawrinka während eines Spiels übel provoziert hatte. Beim Einmarsch in Dubai hatten sich die beiden Kontrahenten keines Blickes gewürdigt. Stan sagte kein Wort, Kyrgios nur eines, nämlich «Zahl» auf die Frage des Schiedsrichters «Kopf oder Zahl?» bei der Seiten- und Aufschlagswahl.
Auch wegen Kyrgios‘ Rückenproblemen verlief die Partie enttäuschend. Wawrinka führte nach 13 Minuten mit zwei Breaks 4:1. Dann verlor der Schweizer bis zum 4:4 völlig überraschend wegen einer zehnminütigen Fehlerorgie zwei Aufschlagspiele. Wawrinka fing sich indes sofort wieder, gewann fünf Spiele hintereinander, worauf Kyrgios aufgab.
Kyrgios (ATP 33) hatte sich die Verletzung wohl schon vor Spielbeginn zugezogen. Ab der Startphase griff er sich regelmässig an den Rücken und machte deutlich, dass er nicht wie in den letzten Tagen befreit aufspielen konnte. Womöglich wurde Kyrgios ein Opfer des eigenen Erfolges. Die Partie gegen Wawrinka war bereits die neunte in zehn Tagen auf zwei Kontinenten. Letzte Woche gewann Kyrgios das Turnier von Marseille; innerhalb einer Woche besiegte er drei Top-Ten-Spieler: zweimal Tomas Berdych plus Marin Cilic (im Final von Marseille).
Stan Wawrinka steht in Dubai zum zweiten Mal in dieser Saison in einem Final (nach dem Turniersieg Anfang Januar in Chennai), obwohl er bislang in keiner seiner vier Partien wirklich gut spielte. Womöglich muss er sich nicht einmal steigern, um den zweiten Turniersieg des Jahres einzufahren. Im Final trifft er am Samstag entweder auf den 34-jährigen Spanier Feliciano Lopez (ATP 24) oder den 30-jährigen Zyprioten Marcos Baghdatis (ATP 57).