Stanislas Wawrinka kämpft seit 9.30 Uhr am Australian Open in Melbourne gegen den Weltranglistenersten Rafael Nadal um seinen ersten Grand-Slam-Titel.
«Stanimal», «Stanimator», «Stansational»: Übernamen und Ausdrücke für die Leistungen Stanislas Wawrinkas in Melbourne haben in diesen Tagen in den Zeitungen und den sozialen Netzwerken Hochkonjunktur. Heute Sonntag stellt sich der 28-jährige Familienvater, aufgewachsen auf einem Bauernhof im waadtländischen Saint-Barthélemy, der bisher grössten sportlichen Herausforderung seines Lebens: Er trifft in seinem ersten Grand-Slam-Final auf den Weltranglistenersten Rafael Nadal, den besten Tennisspieler der Welt.
Die Rollen vor dem ersten Grand-Slam-Final des Jahres sind klar verteilt. Nadal bestreitet im Melbourne Park sein 19. Grand-Slam-Endspiel, womit er in der ewigen Bestenliste mit Ivan Lendl gleichzieht. Nur Roger Federer, der im Halbfinal am Freitag gegen Nadal chancenlos geblieben war, hat mehr Major-Finals als der Spanier bestritten (24). Nicht erst in Melbourne spielt der Weltranglistenerste um mehr als persönliche Meriten; mehr und mehr verewigt er sich auch in den Tennis-Rekordbüchern.
Gewinnt er morgen zum zweiten Mal nach 2009 das Australian Open, ist er der erste Spieler seit Rod Laver, der alle vier Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewinnen konnte. In der Liste der Spieler mit den meisten Grand-Slam-Titeln würde er mit Pete Sampras gleichziehen und den Rückstand auf Federer auf drei verkürzen.
Bisher chancenlos
In den bisherigen zwölf Duellen gegen Nadal war Wawrinka chancenlos geblieben, noch nicht einmal einen Satzgewinn konnte der Schweizer verbuchen. Gegen keinen anderen Spieler auf der Tour weist Nadal eine solch beeindruckende Bilanz auf wie gegen Wawrinka, der im Herbst in Schanghai und an den ATP-Finals in London den Spanier aber immerhin stärker fordern konnte als auch schon. Die beiden, die sich erstmals als Teenager an einem Satellite-Turnier auf Mallorca getroffen hatten, mögen sich und haben in Melbourne mehrmals miteinander trainiert.
Wawrinka wäre erst der zweite Spieler seit 2005 ausserhalb der «Big Four», der an einem Major-Event triumphieren könnte – in seinem 36. Anlauf an einem Grand-Slam-Turnier. Der Einzige, der in den letzten neun Jahren in die
Phalanx von Federer, Nadal, Djokovic und Murray eindringen konnte, war Juan Martin Del Potro, der 2009 im US-Open-Final Federer besiegte. Schafft es Wawrinka heute tatsächlich, Nadal zu bezwingen, wäre er nach Federer und Martina Hingis der dritte Schweizer, der einen Grand-Slam-Titel im Einzel gewinnen würde.