Der Star-Coiffeur Vidal Sassoon, der die Frisuren der Damenwelt in den 50er Jahren revolutionierte, ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Der gebürtige Brite starb am Mittwoch im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Los Angeles, wie die Polizei mitteilte.
Sein Agent Mark Sejvar sagte, Sassoon habe seit Jahren an Leukämie gelitten.
Bereits als 14-Jähriger begann Sassoon als „Shampoo-Boy“ zu arbeiten, zunächst eher unfreiwillig. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, schickte ihn die Mutter zum Geldverdienen los. Im Hinterzimmer musste er bei „Cohen’s“ in London Haarwaschmittel anrühren.
Bald fand er aber Gefallen daran, die Haare der Damen zu verändern. In den 50er und 60er-Jahren brachte er mit kreativen und pflegeleichten Haarschnitten frischen Wind in die Coiffeursalons. Er befreite modebewusste Frauen von den bislang üblichen Dutts und Lockenwicklern und stiess damit auf Begeisterung, gerade in der aufkommenden Frauenbewegung.
„Das Timing war perfekt: So, wie das Haar der Frauen befreit wurde, wurde auch ihr Leben freier“, erklärte die Chefredaktorin des Magazins „Allure“, Linda Wells, der Nachrichtenagentur AP. „Sassoon war einer der ursprünglichen Feministen.“
Modische „Schüttelfrisur“
Zu seinen berühmtesten Kreationen gehörte der „Bob“. Anfang der 60er Jahre schuf Sassoon den Haarschnitt mit gerader, kinnlanger Konturlinie – flippig und einfach zugleich. Bald erschien ein Foto davon in der „Vogue“. Die „Schüttelfrisur“ wurde zum perfekten Accessoire der Swinging Sixties – und ist bis heute modisch.
Auch zum Look von Modedesignerin Mary Quant, die den Minirock populär machte, gehörten Frisuren von Sassoon. Ende der 60er-Jahre machte der Starfriseur Schlagzeilen, als er von London nach Hollywood eingeflogen wurde, um Mia Farrows Kurzhaarschnitt für den Film „Rosemary’s Baby“ zu kreieren. Anfang der 70er-Jahre zog er nach Los Angeles.
„Keine Zeit mehr für die Trockenhaube“
„Meine Idee war, Form ins Haar zu schneiden, es wie Stoff zu verwenden und alles Überflüssige zu entfernen“, sagte Sassoon 1993 der Zeitung „Los Angeles Times“. „Frauen begannen wieder zu arbeiten, sie nahmen ihr Leben selbst in die Hand. Sie hatten keine Zeit mehr, unter der Trockenhaube zu sitzen.“
Sassoon schrieb vier Bücher und eröffnete Vidal-Sassoon-Akademien zur Schulung von Coiffeuren. Ausserdem vermarktete er unter seinem Namen erfolgreich eine Haarpflegeserie. Er war vier Mal verheiratet, mit seiner zweiten Frau bekam er vier Kinder.