Juventus Turin und Bayern München stehen heute in der Champions League auf dem Prüfstand. Nach ihrem makellosen Start in die Saison treffen sie auf erfolgreiche, osteuropäische Teams.
Es ist noch gar nicht so lange her, da blickte Juventus Turin neidisch nach Mailand. Inter und die AC Milan gaben in Italien den Ton an, während die „Vecchia Signora“ nach ihrem zwischenzeitlichen Absturz in die Serie B einen tatsächlichen gebrechlichen Eindruck machte. Nun ist alles wieder anders. Inter findet seit dem Abgang von José Mourinho den Tritt nicht mehr richtig, und die AC Milan befindet sich auf einem rigorosen Sparkurs. Juventus Turin ist derweil der italienische Überflieger.
Seit 45 Partien ist der Rekordmeister und sechsfache Europacup-Sieger in der Serie A ungeschlagen. Heute bestreitet er gegen den ukrainischen Champion Schachtjor Donezk sein erstes Champions-League-Heimspiel nach zweijähriger Abwesenheit von der grossen Fussballbühne. Und er tut dies im Juventus Stadium, das der Innerschweizer Stephan Lichtsteiner im September 2011 mit dem ersten Pflichtspieltreffer der Heimmannschaft gewissermassen eingeweiht hatte. Dass Juventus als einzige italienische Mannschaft über ein eigenes Stadion verfügt, dürfte dem Klub über die nächsten Jahre einen beträchtlichen Vorteil gegenüber den Ligakonkurrenten bringen.
Lichtsteiner, der am Wochenende erstmals in dieser Saison nicht in der Startformation stand, sollte heute wieder wie gewohnt als Rechtsverteidiger auflaufen. Im Vergleich zur Nationalmannschaft agiert er in Turin offensiver. Mit Barzagli, Bonucci und Chiellini sichert eine dreiköpfige Innenverteidigung mit lauter italienischen Internationalen seine Vorstösse ab. Für den Schweizer besitzt die Mannschaft genug Qualitäten, um die Champions League zu gewinnen: „Das ist mein grösstes Ziel mit Juventus.“
Einen ersten Test bestand der 28-fache italienische Meister am ersten Spieltag bei Chelsea, als er nach einem 0:2-Rückstand noch einen Punkt holte. Nun folgt die nächste Prüfung. Schachtjor Donezk ist nämlich zuerzeit das Topteam mit der längsten Siegesserie in Europa. Die Ukrainer, UEFA-Cup-Sieger 2009, haben die letzten 25 Matches gewonnen, davon 13 in der laufenden Spielzeit. Neun Brasilianer spielen bei Schachtjor, aber bester Goalgetter ist ein Armenier: Der 23-jährige Henrich Mchitarjan hat in dieser Saison in 13 Spielen 15 Tore erzielt.
Shaqiri in Minsk
Neben Lichtsteiner hofft heute mit Xherdan Shaqiri ein zweiter Schweizer auf einen Einsatz. Der ehemalige Basler trug letzte Woche zu den Saisonsiegen 8 und 9 der Münchner zwei Assists bei. Er darf mit seinen ersten Partien im Trikot des Bundesliga-Leaders zufrieden sein. Weil mit Arjen Robben ein interner Konkurrent die Reise nach Minsk zum Duell gegen den weissrussischen Meister BATE Borissow nicht mitmachte, stehen die Chancen auf einen Auftritt des bald 21-Jährigen gut.
Nach sechs Bundesligaspielen stehen die Bayern mit 18 Punkten da und einem herausragenden Torverhältnis von 19:2. Da dürfte weder die Absenz von Robben noch die Kritik von Sportchef Matthias Sammer, dem die Vorstellung in Bremen (2:0) nicht gefallen hatte, die Spieler aus der Ruhe bringen. Mit Respekt werden sie die Aufgabe in Minsk allerdings angehen müssen. Schliesslich ist Borissow seit 16 Ligapartien ungeschlagen und gewann das Startspiel zur Champions League in Lille mit 3:1.
Zu einem dritten Duell zweier in der Meisterschaft ungeschlagenen Mannschaften kommt es heute in Lissabon, wo Benfica den spanischen Leader FC Barcelona empfängt (LIVE SFzwei). Statistisch kommt dieser Partie eine bedeutende Rolle zu. Jedes Mal, wenn sich die beiden Teams in der Vergangenheit im Europacup gegenüberstanden, gewann am Ende der jeweiligen Saison eine der Mannschaften auch den Wettbewerb (Benfica 1961, FC Barcelona 1992 und 2006).