Immer mehr Erwerbstätige klagen über gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen. Über die Hälfte von ihnen sind von körperlichen Risiken betroffen. Auch psychische Belastungen sind weit verbreitet. Jede achte erwerbstätige Person fürchtet um ihren Arbeitsplatz.
52 Prozent der arbeitenden Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren sind gleichzeitig mindestens drei physischen Risiken ausgesetzt, wie die vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführte Gesundheitsbefragung 2012 ergab. Das sind 10 Prozentpunkte mehr als noch 2007 (42 Prozent).
Eine Mehrheit muss bei der Arbeit stets die gleichen Bewegungen ausführen oder stehen. 33 Prozent nennen das Tragen schwerer Lasten als Risiko, 25 Prozent sind mit starkem Lärm und 22 Prozent mit giftigen Produkten konfrontiert.
Am höchsten ist die Gefährdung durch physische Risiken gemäss BFS bei Männern, unter 30-Jährigen sowie bei Personen mit niedriger Bildung oder niedrigerer beruflicher Stellung. In der Landwirtschaft und auf dem Bau sind mit 87 respektive 79 Prozent besonders viele Personen exponiert.
Die Betroffenen geben deutlich häufiger an, keinen guten allgemeinen Gesundheitszustand zu haben, als die Personen, die keinen physischen Risiken ausgesetzt sind (13% gegenüber 5%).
Höhere Anforderungen, mehr Stress
Die häufigsten psychosozialen Risiken sind durch hohe Arbeitsanforderungen oder hohen Zeitdruck bedingt. Sie hängen nach den Angaben des BFS mit der Arbeitsorganisation zusammen. So berichteten 46 Prozent der Erwerbstätigen von einem hohen Arbeitstempo während mindestens drei Vierteln der Arbeitszeit.
Personen, die verschiedenen Arten von hohen Arbeitsanforderungen ausgesetzt sind, weisen auch das höchste Risiko auf, am Arbeitsplatz Stress zu erleben. Gesamthaft klagen 18 Prozent der Befragten, meistens oder immer Stress zu erleben.
Fast die Hälfte der Personen mit Stress hat das Gefühl, am Arbeitsplatz emotionale Erschöpfung zu erfahren, was laut BFS als Burnout-Risiko betrachtet werden kann. Bei den Personen ohne Stress beträgt der entsprechende Anteil lediglich 13 Prozent.
Der Mangel an Gestaltungsspielraum am Arbeitsplatz kann ebenfalls die Gesundheit gefährden. Frauen machen mit 37 Prozent deutlich häufiger ein solches Defizit geltend als Männer (29%). 25 Prozent der Frauen können zum Beispiel nur selten oder nie eine Pause machen, wann sie wollen. Bei ihren männlichen Kollegen sind es 18 Prozent.
Arbeitsplatzunsicherheit unverändert
16 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen geben an, an ihrem Arbeitsplatz mindestens eine Form von Diskriminierung oder Gewalt erfahren haben. Mit einem Anteil von 7 Prozent sind Fälle von Einschüchterung, Belästigung oder Mobbing am häufigsten. An zweiter Stelle folgt verbale Gewalt mit 5 Prozent.
Im Jahr 2012 fürchteten unabhängig vom Geschlecht 13 Prozent der Erwerbstätigen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Das sind gleich viele wie 2007. Personen mit niedrigem Bildungsniveau werden mit 29 Prozent deutlich stärker von solchen Ängsten geplagt. Wer um seinen Job bangt, berichtet zweimal häufiger über Symptome mittlerer oder hoher psychischer Belastung (28% gegenüber 14%).