Die erste Entsendung eines britischen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS hat in seinem Heimatland eine Raumfahrt-Euphorie ausgelöst. Der 43-jährige Timothy Peake startete planmässig mit zwei Kollegen aus Russland und den USA in einer Sojus-Rakete zur ISS.
Live-Bilder zeigten am Dienstag den Start am russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Peake brach mit dem erfahrenen russischen Kommandeur Juri Malentschenko und dem bewährten US-Astronauten Tim Kopra zur ISS auf. «Alles läuft wie geplant», sagte ein Sprecher des russischen Kontrollzentrums über die Mission.
Die Sojus-Rakete sollte um 18.24 Uhr MEZ an der ISS andocken. Dort wurden die drei Astronauten von ihren Kollegen Scott Kelly aus den USA sowie Sergej Wolkow und Michail Kornienko aus Russland erwartet. Am Freitag waren nach rund fünf Monaten auf der ISS drei Raumfahrer auf die Erde zurückgekehrt.
Erster Brite auf der ISS
Der frühere Helikopter-Testpilot Peake, der von der Europäischen Weltraumagentur (ESA) entsandt wurde, hofft, während seines 173 Tage dauernden Aufenthalts im All auch einen Ausseneinsatz absolvieren zu können. Er ist der erste Brite auf der ISS und der erste Brite im All seit mehr als 20 Jahren.
Der britische Premierminister David Cameron und das Königshaus bejubelten Peakes Weltraummission. «Es war grossartig, Tim Peake beim Start zu seiner Mission zur Internationalen Raumstation zuzusehen», schrieb Cameron im Kurznachrichtendienst Twitter.
Über das offizielle Twitter-Konto der britischen Königin Elizabeth II. wurde eine Botschaft der britischen Weltraumagentur weitergeleitet: «@astro timpeake ist auf seinem Weg in den Weltraum!», stand bei @BritishMonarchy zu lesen. Ganz Grossbritannien stehe hinter seinem ersten Astronauten bei der ISS.
Am Vorabend hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie durch Fördermassnahmen bis zum Jahr 2030 den Umsatz der britischen Raumfahrtindustrie auf 40 Milliarden Dollar verdreifachen wolle. Grossbritanniens Anteil am Raumfahrt-Weltmarkt solle von 7 auf 10 Prozent steigen, teilte das Wirtschaftsministerium mit.
Stolzer Physiklehrer
Im Londoner Science Museum versammelten sich am Dienstag tausende Menschen, darunter etwa 2000 Schüler, um sich den Raketenstart gemeinsam auf Grossbildschirmen anzusehen. Die Schulkinder schwenkten kleine britische Flaggen und brachen in Jubelrufe aus, als Peake und seine Kollegen abhoben.
«Wenn nur ein oder zwei Schulkinder hier sich als Konsequenz aus dieser Mission entscheiden, Ingenieure oder Wissenschaftler oder Testpiloten zu werden, dann wird sie sich gelohnt haben», sagte der Fernsehmoderator Brian Cox, der im Science Museum dabei war. Das Museum sollte bis zum Abend geöffnet bleiben, um auch das Andocken der Rakete an der ISS noch zu feiern.
Auch in Peakes alter Schule in seiner Heimatstadt Chichester im Südosten Englands wurde der Start übertragen. Die Zeitung «Chichester Observer» zitierte Peakes früheren Physiklehrer Mike Gouldstone: «Das ist der Traum eines jeden Physiklehrers, einen künftigen Astronauten vor sich gehabt zu haben.»
Peake selbst gab sich vorab entspannt. Er wolle an seinem ersten Weihnachtsfest auf der ISS den «phantastischen Ausblick» auf die Erde geniessen und an Freunde und Familie denken, sagte er am Tag vor dem Start.