Heute beginnt das erste olympische Golfturnier der Frauen seit 112 Jahren mit zwei Schweizerinnen, die gegensätzlich sind. Und doch haben Fabienne In-Albon und Albane Valenzuela einiges gemeinsam.
Fabienne In-Albon, die 29-jährige Zugerin mit Walliser Wurzeln, steht mitten in ihrer fünften Saison als Profi. 2014 war ihr bislang bestes Jahr auf der europäischen Frauentour. Der 2. Platz am Indien-Open in Delhi ragte heraus. Damals legte sie den Grundstein für die Olympia-Qualifikation. Zu Beginn dieser Saison wurde sie durch einen Hexenschuss und eine Borreliose-Erkrankung zurückgeworfen. In Rio kann sie jedoch beschwerdefrei spielen. Die Erfahrung kann In-Albons Stärke sein an dem viertägigen Turnier, das vielen Überraschungen Platz bieten wird. Dass sie sich nur als 55. ins 60-köpfige Olympiaturnier spielen konnte, ist unerheblich.
Frische und Unbekümmertheit sind die Trümpfe, die Albane Valenzuela ausspielen kann. Die erst 18-Jährige ist ein riesiges Talent, dem in den nächsten Jahrzehnten keine Grenzen gesetzt sein dürften. An den wenigen Profiturnieren, zu denen sie heuer eingeladen war, erspielte sich die Genferin zwei Top-5-Plätze.
Wie für alle Golfer weltweit ist Olympia für In-Albon und Valenzuela Neuland. Dass sie in Rio de Janeiro Ähnliches erleben, geht aus ein paar Aussagen hervor, die sie zwei Tage vor Turnierbeginn gemacht haben.
«Olympia bedeutet alles für mich. Schon als kleines Kind sagte ich mir: Einmal werde ich da mitmachen. Ich wusste nur noch nicht, in welcher Sportart. Mit 15, als ich auf Golf setzte, rückte der Traum Olympia etwas in den Hintergrund. Aber ich erinnere mich noch heute an das Datum, an dem klar wurde, dass Golf wieder ins olympische Programm aufgenommen wird. Das war der 9. Oktober 2009. Und da traf es mich wie ein Schlag. Seither war der Traum von Olympia wieder da.» Gesagt von Fabienne In-Albon.
«Auch wir Golferinnen träumten von Olympia. Es macht mich stolz, hier zu sein. Ich nehme das Turnier wie jedes andere auch. It’s just a tournament! Ich mache nichts anders als anderswo. Und ich werde nach dem Turnier auch nicht sterben.» Gesagt von Albane Valenzuela.
«Ich war vor den Spielen drei Tage lang hier, um einen Eindruck zu bekommen und die Eröffnungsfeier mitzuerleben. Die Feier war ein Mix aus Stolz, Freude und Vorfreude. Ich kann dieses wahnsinnige Gefühl gar nicht in Worte fassen. Dann verliess ich Rio wieder, weil ich auf auswärtigen Plätzen besser trainieren konnte. Dort, auf einer Insel, hatte ich die komplette Ruhe.» Gesagt von Fabienne In-Albon.
«Ich habe im Village mit Giulia Steingruber geschwatzt. Sie bewunderte mich, dass ich es schaffe, einen so kleinen Ball über eine so grosse Distanz in ein so kleines Loch zu spielen.» Gesagt von Albane Valenzuela.
«Ich will das Bestmögliche herausholen. Die Borreliose habe ich im Griff.» Gesagt von Fabienne In-Albon.
«Tokio 2020 war für mich viel realistischer als Rio. Im April wurde Olympia für mich erstmals zum Thema. Und jetzt ist alles wahnsinnig schnell gegangen. Dass ich schon in Rio mit von der Partie sein kann, ist für mich selber auch eine grosse Überraschung. Mein Vater ist der Caddie in Rio. Er war schon oft dabei, wenn es für mich wichtig war oder gut lief.» Gesagt von Albane Valenzuela.