Am zweiten EM-Tag in Amsterdam beginnt für Kariem Hussein die Titelverteidigung über 400 m Hürden. Er musste den Vorlauf nicht bestreiten. Dies kann sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein.
Tiefe Temperaturen, Regen und Wind. Bislang sind die Wettkampfbedingungen in dieser Saison für Kariem Hussein meist alles andere als ideal gewesen. Seine bislang gelaufenen Zeiten seien deshalb schwierig einzuordnen, gab der 27-jährige Schweizer Teamleader vor seinem ersten Auftritt im Olympiastadion zu bedenken.
48,98 Sekunden stehen für Hussein seit Anfang Juni als Saisonbestzeit zu Buche; er reiste damit als Nummer 2 Europas in die Niederlande. Als einer seiner stärksten Konkurrenten gilt der Türke Yasmani Copello. Dieser lief heuer schon 19 Hundertstelsekunden schneller als Hussein. Er sei deshalb wieder der Jäger und nicht mehr der Gejagte, auch das letzte Jahr habe er nicht als europäische Nummer 1 abgeschlossen.
Den Vorlauf am Mittwoch musste Hussein nicht bestreiten. Er profitierte von der neuen Regelung, wonach die Top 12 der europäischen Bestenliste für die Halbfinals (ab 16.15 Uhr) vorqualifiziert sind. Einerseits konnte der Thurgauer Kräfte sparen, andererseits ist die Leistungsdichte bei seinem ersten Auftritt aber auch ungleich höher als bei einem Vorlauf. «Egal, wie viele Läufe vorher kommen. Das Ziel ist der Final, ich schaue nur auf mich.»
Wie Hussein durfte auch Clélia Rard-Reuse am ersten Wettkampftag pausieren und sich auf die Halbfinals über 100 m Hürden vorbereiten. Die 27-jährige Walliserin überzeugt in dieser Saison mit konstant guten Leistungen; vor zwei Wochen lief sie in Thun in 12,87 Sekunden persönliche Bestzeit und erfüllte so die Olympia-Limite (13,00) deutlich. «Der Druck ist weg, jetzt kann ich befreit auftreten», so Rard-Reuse.
Über 100 m bei den Männern ist die Schweiz mit Alex Wilson im Halbfinal vertreten. Der Basler meisterte die Vorlauf-Hürde am Mittwoch souverän und realisierte in 10,30 Sekunden eine persönliche Saisonbestleistung. Auch der 400-m-Läufer Joel Burgunder und die 800-m-Läuferin Selina Büchel kämpfen um die Finalqualifikation – ebenso die Stabhochspringerin Angelica Moser.