Mit Stefan Küng aspiriert ein Schweizer in Cham auf den Sieg im Prolog und das Leadertrikot der Tour de Suisse. Der Thurgauer gibt sich vor seiner ersten Schweizer Rundfahrt zuversichtlich.
Auch dank seiner Klasse auf der Bahn – er gewann 2015 den Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren über 4000 Meter – wären kurze Zeitfahren wie in Cham eigentlich die Spezialdisziplin für Küng. Allerdings vermochte sich der Thurgauer auf höchster Ebene in einem solchen Rennen noch nie durchzusetzen.
Nun will Küng heute Samstag bisher Verpasstes nachholen. «Der Kurs ist auf mich zugeschnitten» sagte der Ostschweizer, «ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Ich bin parat, setze mich aber nicht unter Druck».
Küng startet im dritten Jahr als Strassenprofi erstmals zur Tour de Suisse. 2015 hatte er nach einem Sturz verletzungsbedingt gefehlt, 2016 verzichtete er wegen der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele, die er dann wegen eines weiteren Sturzes ebenfalls verpasste.
Harte Konkurrenz
Küng gilt als grosse Hoffnung im Schweizer Radsport. Der 23-Jährige soll dereinst die Rolle des Siegfahrers von Fabian Cancellara übernehmen, kämpfte in seinen ersten Jahren aber oftmals mit Sturzpech. Sein grosses Potenzial deutete er schon mehrmals an. Seine beiden einzigen Siege auf der World Tour feierte er 2015 und 2017 mit Solosiegen an der Tour de Romandie.
Am Samstag erwartet Küng harte Konkurrenz. Teamintern sind auch der Australier Rohan Dennis oder Amerikaner Tejay van Garderen zum Sieg fähig. Der Niederländer Tom Dumoulin, der Sieger des Giro d’Italia, und der Spanier Jonathan Castroviejo gelten als weitere Kandidaten für den Sieg. Beide gelten als begnadete Zeitfahrer. Vor einem Jahr in Baar gelang auch Martin Elmiger (4.) ein starkes Ergebnis.
Frank und die Gesundheit
Am Samstag startet Küng als zweitletzter Fahrer. Nur eine Minute vor ihm nimmt Mathias Frank die sechs Kilometer lange Strecke in Angriff. Der Zentralschweizer tritt bei AG2R als Leader an und fährt auf die Gesamtwertung. Im Prolog gilt er nicht als Kandidat auf den Tagessieg. Sein Terrain sind die Berge, die ab Dienstag im Programm stehen.
Vor einem Jahr musste Frank die Tour de Suisse wegen einer Erkältung aufgeben. Auch in diesem Sommer schlug er sich mit gesundheitlichen Problemen herum. Er litt an einer Nasennebenhöhlenentzündung und musste Antibiotika nehmen. Rechtzeitig für die Tour de Suisse meldet sich Frank wieder zurück. «Es ist alles wieder gut, ich brachte die Entzündung im richtigen Moment wieder weg», so Frank.
Ob er sich wieder vollständig erholt hat, wird Frank wohl erst in den Bergetappen feststellen. Ein Einrollen ist es für den 30-Jährigen bis dahin aber dennoch nicht. «Die ersten Tage sind fast am schwierigsten für mich, ich kann nur verlieren», sagte Frank. Das Finale am Montag in der Berner Altstadt bezeichnete er als «nicht so lustig».