Es bewegt die Welt: Womit zahlen wir nach dem Euro? „In Time“ sagt es uns: Mit Zeit. Gespürt haben wir das schon lange. Aber „In Time“ wird es Gewissheit. Geld ist Zeit. Ursprünglich war Geld Ersatz für Ware. Gold oder anderes wertvolles Tauschgut waren gutes Geld. Bis Geld selbst zur Ware wurde: Als Kredit, der nichts anderes war, als papierene Versprechung, es werde Gold gegeben. Aber auch: Es werde zurückbezahlt. Die Fugger, Medici produzierten Kredit-Versprechungen wie Waren – nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage – und nach dem Gesetz des Gewinns: Mehr ausleihen als man hat. Das ging solange gut, bis alle ihres zurück wollten. Das Kreditkapital eroberte später die industrialisierte Welt. Produzierte aber auch Krisen: Als die Amis den Goldstandard abschafften (in Bretton-Woods), war Geld (und die Macht der Leitwährung Dollar) 1973 endgültig Vertrauenssache geworden. Geht die Zeit der Versprechungen jetzt zur Neige?
Es bewegt die Welt: Womit zahlen wir nach dem Euro? „In Time“ sagt es uns: Mit Zeit. Gespürt haben wir das schon lange. Aber „In Time“ wird es Gewissheit. Geld ist Zeit. Ursprünglich war Geld Ersatz für Ware. Gold oder anderes wertvolles Tauschgut waren gutes Geld. Bis Geld selbst zur Ware wurde: Als Kredit, der nichts anderes war, als papierene Versprechung, es werde Gold gegeben. Aber auch: Es werde zurückbezahlt. Die Fugger, Medici produzierten Kredit-Versprechungen wie Waren – nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage – und nach dem Gesetz des Gewinns: Mehr ausleihen als man hat. Das ging solange gut, bis alle ihres zurück wollten. Das Kreditkapital eroberte später die industrialisierte Welt. Produzierte aber auch Krisen: Als die Amis den Goldstandard abschafften (in Bretton-Woods), war Geld (und die Macht der Leitwährung Dollar) 1973 endgültig Vertrauenssache geworden. Geht die Zeit der Versprechungen jetzt zur Neige?
Wenn die Kreditwirtschaft Ware verkauft, die noch geliefert wird, oder Arbeit, die noch geleistet werden muss, dann ist unsere Zukunft bereits verkauft. An wen? Und wo wird die Zukunft gehortet? In Zeittresoren.
In „In Time“ bezahlt man mit Zeit. Jeder Mensch hat ein Lebenszeitkonto. Jeder hat einen Kreditchip an seinem Handgelenk, der wie eine Uhr tickt. Alles kostet Zeit: Brot, Kleider, Sex. Läuft der Zeitkredit aus, ist man tot. Jeder kann jedem Zeit geben. Und rauben. Jeder arbeitet für Zeit. Zahlt mit Zeit. Geld ist Zeit! Was für eine gerissene Idee für einen Science-Fiction-Film über das neue Währungssystem!
„In Time“ sehen die Menschen in den Slums aus wie bei uns in Szenekneipen. Young and sexy. Als würden sie nicht alt werden wollen. Sie arbeiten in Fabriken für den Lohn der Zeit. Zeit ist das einzige Zahlungsmittel. Ein Bier? Macht vier Minuten! Da bleibt keine Zeit für lange Sätze. Die Uhr tickt. Arbeiter werden knapp gehalten. Lohnscheck heisst Zeitscheck. Trotzdem wird von Arbeit in den Slums niemand reich.
Was für eine raffinierter Plot, um lauter hippe Schauspielerinnen zu engagieren! In „In Time“ sehen die Menschen alle so um die gefühlte einundzwanzig aus, wie in den Modezeitschriften eben. Aber, der Schein trügt: Sie leben nur so lange, wie man ihnen Zeit gibt. Oder nimmt. Wer aber gibt die Zeit und wohin geht all die Zeit hin, die bleibt? Horten die Banken in den Tresoren nicht Geld, sondern Zeit? Ja. Und wem gehört die gewonnene Zeit, wenn jemand sich umbringt? Timberlake findet es raus: Weis&Co.
Während Arbeiter für einen Zweiminutenscheck einen ganzen Tag schuften, verdient Weis & Co pro Stunde Millionen von Jahren. Zum Vergleich: Nestlé-Chef Brabeck erhält pro Stunde nur 14 000.- Franken. Klar, dass unser Held der Sache auf die Spur kommen will. Er macht sich auf den Weg in die Zentrale von Weis & Co. Dort lernt er die Reichen und die Tochter von Weis kennen. Was dann folgt ist voraussagbar: Die Liebe von arm und reich. Rebellion. Das volle Bonnie und Clide-Programm! Klar, dass das auf einen Showdown hinausläuft. Klar, dass die Liebe siegt. Das ist alles so voraussagbar wie langweilig.
Sind 109 Minuten „In Time“ deshalb verlorene Zeit? Ja. Timberlake kann singen, ohne Zweifel. Aber er singt leider nicht. Die anderen Models sind meist weiblich, hochhackig und vertreiben uns und sich die Langeweile mit langen Beinen. Zu kurz? Trotzdem sollten Sie sich die Zeit nehmen, in den Film zu gehen: Er führt Sie zu verblüffenden Gedanken: Wenn Zeit unsere Leitwährung wäre, dürfte Brady W. Dougan (CEO Credit Suisse) dann bei uns 1812 mal so alt wie seine ältester Angestellter werden? Stünde dem Unternehmer Blocher dann gar ein tausendjähriges Reichsein bevor? Würde das unseren Sinn für Gerechtigkeit verändern? Oder wenigstens seinen?