Immer mehr Schwangere in der Schweiz lassen ihr ungeborenes Kind auf die Behinderung Trisomie 21 testen. Die Anbieter des Bluttests möchten nun, dass ihr Produkt von der Krankenkasse bezahlt wird. Behindertenvertreter äussern sich kritisch.
Es sei problematisch, wenn diese Tests immer einfacher würden, sagt Christa Schönbächler, Co-Geschäftsleiterin der Behindertenorganisation insieme. «Das erhöht den Druck auf werdende Eltern, dass sie diesen Test machen», sagte sie der Nachrichtenagentur sda.
Mit den Tests lässt sich analysieren, ob die DNA des Fötus im Blut der Schwangeren auf die Behinderung Trisomie 21 schliessen lässt. Sie sind seit rund einem Jahr in der Schweiz erhältlich.
«Steigende Nachfrage»
Der erste Anbieter in der Schweiz, die deutsche Firma LifeCodexx, hat seitdem rund 1400 Tests verkauft. «Die Nachfrage steigt», bestätigte Sprecherin Elke Decker einen Beitrag der Sendung «Rendez-vous» des Schweizer Radio SRF.
Mittlerweile gibt es drei weitere Anbieter: Die US-Firmen Naterna und Ariosa sowie das Schweizer Unternehmen Genesupport. Genesupport hat seit März 2013 «einige Hundert» Tests verkauft, wie Sprecher Patrick Senn der sda sagte.
Tiefere Preise
Die Preise der Tests sind gesunken: Vor einem Jahr mussten Schwangere rund 1500 Franken bezahlen, nun verlangen LifeCodexx und Genesupport nach eigenen Angaben je rund 1200 Franken für ihr Angebot.
Beide Firmen möchten, dass künftig die Grundversicherung der Krankenkasse den Schwangeren den Test bezahlt- sie stehen unabhängig voneinander deswegen in Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Ältere Mütter haben höheres Risiko
Falls der Test in den Leistungskatalog aufgenommen würde, dürften nur Patientinnen mit erhöhtem Risiko die Kosten rückerstattet werden, fordert insieme. Zu dieser Kategorie gehören vor allem Mütter über 35 Jahre.
Laut Senn von Genesupport empfiehlt seine Firma, nur Risikopatientinnen zu testen. Für LifeCodexx liegt dieser Entscheid bei den Ärzten, wie Sprecherin Decker sagte.
Unispital Zürich informiert aktiv
Gemäss dem Beitrag des Schweizer Radios informiert aber das Universitätsspital Zürich praktisch alle Schwangere über die Möglichkeit, einen Bluttest zu machen – unabhängig von der Frage, ob für das Kind der betreffenden Frau ein erhöhtes Risiko für Trisomie 21 besteht.
insieme sieht diese Entwicklung kritisch: «Es gibt ein Recht auf Nichtwissen», sagte Schönbächler. Wegen solcher Tests werde es zunehmend schwierig, das Recht einzufordern.