Angesichts knapper Umfrage-Ergebnisse haben die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und ihr Gegner Peer Steinbrück im Endspurt um Stimmen gekämpft. Merkel forderte in Berlin von den Anhängern «eine letzte grosse Kraftanstrengung, damit wir morgen etwas zum Feiern» haben.
«Wir haben uns hier versammelt, um uns zu konzentrieren, noch einmal auszuschwärmen und die vielen Unentschlossenen zu erreichen», sagte Merkel vor etwa 3000 CDU-Anhängern.
Mit Umfragewerten um die 40 Prozent ist es so gut wie sicher, dass CDU und CSU auch in der kommenden Legislaturperiode an der Regierung beteiligt sind. Stimmverluste könnten der Union allerdings durch die aggressive Zweitstimmen-Kampagne drohen, die der Koalitionspartner FDP in den vergangenen Tagen gestartet hatte.
Die Liberalen hatten bei der Wahl in Bayern mit 3,3 Prozent den Einzug in den Landtag verpasst; im Bund rangieren sie in den Umfragen derzeit um die Fünf-Prozent-Hürde.
Auch die Zweitstimme für CDU
Merkel warb erneut bei den Wählern dafür, am Sonntag mit beiden Stimmen für die Union zu votieren, «mit der ersten Stimme für die Direktkandidaten und mit der zweiten Stimme dafür, dass ich Ihre Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland bleiben darf».
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe zeigte sich optimistisch: «Die Umfragen zeigen vor allem eins: Rot-Grün ist ohne Chance, und wir haben unser Ziel vor Augen.» Es gelte nun, aus dem Patt einen Vorsprung zu machen – «dafür sind die nächsten Stunden da».
Steinbrück wirbt für Gerechtigkeit
SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück erklärte trotz dem deutlichen Rückstand von SPD und Grünen in den Umfragen die Wahl für offen. Weder Meinungsforscher noch Kommentatoren noch das Wunschdenken der Politiker entscheide die Wahl.
«Die einzigen, die darüber entscheiden, sind Sie!», rief Steinbrück den Zuhörern auf der Abschlussveranstaltung seiner Partei in Frankfurt zu. «Sie haben es in der Hand.» Er konzentrierte sich auf die Themen soziale Gerechtigkeit sowie faire Arbeitsverhältnisse mit der Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn.
Koalition fortsetzen
In den zuletzt veröffentlichten Umfragen lagen Schwarz-Gelb und die Oppositionsparteien SPD, Grüne und Linke fast gleichauf. Die Kanzlerin und CDU-Chefin bekräftigte, sie wolle die Koalition mit der FDP fortsetzen.
Zwar seien auch im schwarz-roten Bündnis mit der SPD von 2005 bis 2009 viele Probleme gelöst worden. «Aber wir waren erfolgreicher in der christlich-liberalen Koalition.»
In den Umfragen liegt derzeit die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) um vier Prozent. Sollte der Partei der Einzug in den Bundestag gelingen, könnte dies Experten zufolge vor allem das schwarz-gelbe Lager schwächen.
In Deutschland sind am Sonntag rund 62 Millionen Wahlberechtigte zur Wahl des neuen Bundestages aufgerufen. Parallel wird am Sonntag in Hessen ein neues Landesparlament gewählt. Auch hier wird mit einem knappen Ausgang zwischen Regierungslager aus CDU und FDP sowie SPD und Grünen gerechnet.