Für Siemens ist der Standort Schweiz in den letzten Jahren teuer geworden: Der exportorientierte Industriekonzern baut hierzulande rund 220 Stellen ab. Zudem wird die Produktion in Volketswil früher als geplant verlagert.
Siemens begründete den Entscheid in einer Mitteilung von Donnerstag mit der schwächelnden Konjunktur und dem starken Franken. Auch sollen Doppelspurigkeiten in der Verwaltung abgeschafft werden.
Der Stellenabbau wird durch Versetzungen innerhalb des Konzerns, natürliche Fluktuationen und Frühpensionierungen realisiert. Es müsse aber auch mit Entlassungen gerechnet werden. Siemens stehe mit der Arbeitnehmervertretung in Kontakt, zudem gebe es einen gültigen Sozialplan.
Betroffen sind die Standorte Zug und Volketswil ZH. In Zug, wo sich auch der internationale Hauptsitz der Abteilung Gebäudetechnologie befindet, werden rund 80 Verwaltungsstellen abgebaut. Zudem wird die Produktion von Volketswil nach Zug bereits nächstes Jahr und damit früher als geplant umgesiedelt.
Ursprünglich hätten alle rund 200 Mitarbeitenden den Umzug mitmachen sollen. Nun aber fallen in der Produktion 80 Jobs weg und etwa 40 in der Produktentwicklung. Gleichzeitig wird ein Teil des Montagegeschäfts nach Rumänien und China verlagert.
Teure Schweizer Arbeitsstellen
Abteilungsleiter Johannes Milde erklärte in einem Interview mit der „Neuen Luzerner Zeitung“ vom Donnerstag, Siemens habe in den letzten weltweit viele Unternehmen integriert. Der Stellenabbau bei der Verwaltung sei eine Folge davon, dass viele Aufgaben nun in den einzelnen Ländern übernommen würden.
Die Arbeitsplätze in der Schweiz kosten dem Industrieriesen immer mehr – eine Schweizer Arbeitsstunde habe sich laut Siemens-Manager Milde wegen der Frankenstärke um 25 Prozent verteuert.
„Wir sind früher davon ausgegangen, dass wir die Mitarbeiter dank des starken Wachstums halten können“, so Milde. Bis vor einem Jahr sei die Sektion jährlich um rund 10 Prozent gewachsen. „Jetzt ist das Wachstum weg.“ Vor allem die Entwicklung in Südeuropa hätte den Konzern sehr getroffen. Und da in den nächsten Jahren nicht mit einem Bauboom gerechnet werde, müsse man nun handeln.
Angesprochen auf eine bevorstehende Sparrunde beim Mutterkonzern, wies Milde darauf hin, dass die Stellenstreichungen in der Schweiz nichts mit den Entscheidungen des Gesamtunternehmens zu tun hätten: „Auch wenn der Konzern jetzt ein Sparprogramm auflegt, gehe ich davon aus, dass wir nichts mehr zu befürchten haben.“
Kein weiterer Stellenabbau erwartet
Auch die Zuger Kantonsregierung befürchtet vorerst keinen weiteren Stellenabbau. Landammann Matthias Michel bedauerte auf Anfrage die Streichung der Arbeitsplätze. Unter dem Strich gingen im Kanton aber keine Jobs verloren. Die von Siemens erklärte Festigung des Standortes in der Schweiz und ein bestehendes Bauprojekt im dreistelligen Millionenbereich seien ein „Bekenntnis von Siemens zum Standort Zug“.
Die Gewerkschaft Unia verurteilte in einem Communiqué, dass Siemens in der Schweiz trotz Rekordergebnissen Stellen abbaut. Sie bezeichnet den Entscheid als „zynische Profitmaximierungsstrategie auf Kosten der Belegschaft“. Sie kündigte deshalb an, im Rahmen der Konsultationsfrist „auf Lösungen zu drängen, welche die Interessen der Beschäftigten vor den Interessen der Aktionäre stellen“.
„Angestellte Schweiz“ forderte das Siemens-Management auf, vorerst keine Entlassungen auszusprechen. Es solle zunächst beobachtet werden, wie viele Stellen durch natürliche Fluktuationen abgebaut werden und wie sich der Euro-Franken-Wechselkurs entwickle – ansonsten ginge wertvolles Know-how verloren.