Zum Jahresende gibt der Henrik Stenson, der im Juli als erster Schwede am British Open einen Majortitel errang, Einblick in sein Innenleben als Golfprofi. Er macht allen unbedarften Amateuren Mut.
Die revolutionären Schritte, die ihm im Sommer 2016 nicht nur den Triumph am British Open einbrachten, sondern beispielsweise auch die Olympia-Silbermedaille in Rio de Janeiro, machte Henrik Stenson im Umgang mit dem Driver, dem längsten Schläger.
Jahrelang hatte der 40-Jährige aus Göteborg, die grösste Mühe, sein Spiel bei den weitesten Abschlägen zu kontrollieren. Wie bei den Schwierigkeiten mit dem Putter kann ein Golfer auch bei der Verwendung des Drivers an der sogenannten Yips leiden. Die Yips ist die Angst vor dem peinlichen Versagen, wie sie auch die besten Golfer heimsuchen kann.
Tatsächlich waren Stensons weite Abschläge lange Zeit katastrophal schlecht. Die Bälle flogen in alle Richtungen und viel zu selten auf die Fairways. Er arbeitete mit seinem Coach Pete Cowen verzweifelt daran.
Während des Schwungs fand er nicht die richtigen Gedanken, die ihm ein gutes Resultat garantierten. Erst eine absolute Banalität brachte den Erfolg. Stenson setzte sich während des Schwungablaufs in den Kopf, den Schläger unmittelbar vor dem Treffmoment möglichst flach am Boden führen zu wollen. Diese Kleinigkeit, die im technischen Ablauf eine Selbstverständlichkeit ist, machte aus dem Schweden schier von einem Tag auf den andern einen hervorragenden Abschläger. In den ausgeklügelten Drive-Statistiken der US PGA Tour, in der die Schlaglänge und die Genauigkeit miteinander kombiniert werden, tauchte Stenson plötzlich an 2. Stelle auf. Also hatte er sich mit einer Selbstüberlistung zu einem der besten Golfprofis befördert.
Golfer jeder Spielstärke, von den Profis bis zu den Anfängern, arbeiten automatisch mit Schwunggedanken. Stenson zeigt den Schwächeren mit seinem Beispiel, dass es sich lohnen kann, die Gedanken immer wieder zu überprüfen und für sich das Richtige herauszusuchen.