Wegen der Steuerabkommen mit Deutschland und Grossbritannien werden rund 47 Mrd. Fr. Kundengelder aus dem Schweizer Finanzplatz abfliessen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Beratungsunternehmens Booz & Company.
Der Abfluss werde die Erträge der Schweizer Banken zudem um schätzungsweise 1,1 Mrd. Fr. pro Jahr schmälern, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Insgesamt verwalteten die Institute Ende vergangenen Jahres 2,05 Billionen Fr. Vermögen von ausländischen Kunden.
Davon entfielen rund 270 Mrd. Fr. auf Deutschland und Grossbritannien. Etwa 60 Prozent davon gelten laut Booz & Company als nicht versteuert. Aufgrund der Befragung von Bankenvertretern und Experten schätzt die Studie, dass 30 Prozent dieser unversteuerten Vermögen abgezogen werden.
Konsolidierung wird beschleunigt
Weitere Steuerabkommen mit anderen westeuropäischen Ländern könnten den Verlust an Kundengeldern und Ertrag für die Banken verdoppeln, heisst es in der Studie. Als Folge wird sich laut Booz & Company „die Konsolidierung im Schweizer Private Banking weiter beschleunigen“.
Trotz der kurzfristigen Kosten sieht die Studie langfristig auch Chancen für den Finanzplatz durch die Steuerabkommen. Die Privatsphäre der Kunden bleibe durch die Abkommen gesichert und die Schweiz werde in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung künftig nach wie vor eine führende Rolle spielen.
SIF sieht sich bestätigt
Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) wollte die Ergebnisse der Studie nicht kommentieren. Der Verband habe keine eigenen Schätzungen, wie viele Gelder den Banken durch die Abkommen verloren gehen würden, sagte Sprecherin Sindy Schmiegel gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Auch das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) wollte zu den konkreten Zahlen keine Stellung nehmen. Die Grundaussagen der Studie bestätigten aber die Annahmen der SIF, wonach die Steuerabkommen kurzfristig zu gewissen Abflüssen ausländischer Gelder führen könnten, die Attraktivität und Rechtssicherheit des Finanzplatzes Schweiz langfristig aber gestärkt werde, erklärte Mediensprecher Mario Tuor.