Die Schweizer Springreiter müssen in Rio de Janeiro eine besondere Situation meistern. Entgegen den Gewohnheiten ihres Sports bestreiten sie nach der Anreise während einer Woche keinen Wettkampf.
Der Olympiasieger Steve Guerdat, Romain Duguet, Martin Fuchs, Janika Sprunger und der Ersatzmann Paul Estermann sind derzeit in Rio primär «Touristen». Zwar gehen sie nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden zu ihren Pferden, doch eine Art Hauptprobe können sich nicht bestreiten. Es besteht die Gefahr des Übertrainings. Die Tiere brauchen zwar Bewegung, viel mehr aber nicht. Nichtstun ist angesagt im Gegensatz zu den Turnieren rund um den Globus. An diesen Events haben die Springreiter mehrere Pferde im Beritt und legen in der Regel gleich mit einer ersten Prüfung los.
Der Equipenchef Andy Kistler ist deshalb auch als Reiseleiter gefragt. Jeden Tag besucht die Mannschaft eine andere Wettkampfstätte. «Das Schwimmen hat mir besonders gefallen», sagte Janika Sprunger. Im Verlauf der Spiele will sich auch ihre Cousinen Lea und Ellen, die im Leichtathletik-Stadion im Einsatz stehen, besuchen. Der Olympia-Sieger Guerdat wich Vergleichen mit London aus. «Der Strand ist anders», antwortete er mit einem Lächeln.
Sofern nicht doch noch kurz vor dem definitiven Meldeschluss am Samstag ein Problem auftritt, wird Estermann die Ersatzrolle einnehmen müssen. Auch der Luzerner hätte einen Einsatz verdient, er muss aber nun in den sauren Apfel beissen. Die Schweizer Equipe in Rio ist durchs Band weg stark besetzt. Deshalb gilt eine Medaille im Teamwettkampf vom Dienstag und Mittwoch auch als Vorgabe.
Die Springreiter führen ihre Pferde am Samstag erstmals ins Stadion und bestreiten ein Warm-up. Am Sonntag gilt es dann ernst. Der Modus unterscheidet sich von Europa- und Weltmeisterschaften. Das erste Springen gilt als Einzelqualifikation. Die Punkte werden nicht in den Nationenpreis mitgenommen, dessen Umgänge zugleich als Einzel-Qualifikationsprüfung 2 und 3 gewertet werden. Die Top 35 qualifizieren sich für Einzel-Final vom Freitag in einer Woche. In der Ausmarchung um Gold beginnt alles wieder bei null.