Die Stiftung Gilberte de Courgenay, Trägerin des gleichnamigen historischen Hotels, ist konkurs. Stifter Moritz Schmidli hat 88-jährig genug von der jahrelangen Geldsuche. Er will aussteigen und fordert von einem Darlehen von einer Million Franken die Hälfte zurück.
Schon vor zwei Jahren war die Stiftung vor dem Ende gestanden, weil Schmidli nicht auf seine gesamten zur Verfügung gestellten Gelder verzichten, sondern einen Teil für seinen Lebensabend verflüssigen wollte. Die jurassische Stiftungsaufsicht zweifelte, ob die Stiftung nach einem solchen finanziellen Aderlass noch überlebensfähig wäre.
Inzwischen mag Schmidli nicht mehr Klinken putzen, hoffen und warten: Er will jetzt die Stiftung gerichtlich auflösen lassen, wie aus seinem Schreiben vom Wochenende hervorgeht. Abzuwenden sei dies nur, wenn jemand 500’000 Franken einschiessen und die aufgelaufenen Anwaltskosten übernehmen würde.
Das ist jedoch nicht geschehen: Gemäss einem Gerichtssprecher wurde am 22. August den Konkurs über die Stiftung verhängt – das Restaurant ist derweil noch offen. Nun wird die Bezirksbehörde das Hotel der legendären Gilberte liquidieren; laut Schmidlis Anwalt sind ein Verkauf en bloc oder eine Versteigerung bis zur letzten Tasse möglich.
Den Buchwert der Liegenschaft bezifferte Schmidli auf 1,45 Millionen Franken – Stand 2011. Für die 2001 abgeschlossene Sanierung habe man ihn nach einem Darlehen für eine Dauer von acht Jahren gebeten, hält er im Übrigen fest. Der Baselbieter lebt heute im Tessin.
Weltkriegs-Mythos
Berühmt geworden war das Hôtel de la Gare im 2000-Seelen-Dorf Courgenay in der Ajoie durch den Film «Gilberte de Courgenay» von 1941, der zur Moral der Soldaten im Zweiten Weltkrieg beitragen sollte. Schon 1917 hatte zudem der Urner Hans in der Gand das Lied über die «Petite Gilberte» komponiert.
Im Hôtel de la Gare hatte während der Grenzbesetzung nämlich eine Wirtstochter serviert, die Wehrmänner aufmunterte und zur Soldaten-Ikone wurde. Doch Gilberte ist nicht blosse Legende: Gilberte-Elisa Montavon, wie sie mit vollem Namen hiess, lebte von 1896 bis 1957 und war eine der Töchter des Wirtes im Hôtel de la Gare.
Das Hotel machte 1997 dicht; das Restaurant hatte nicht mehr rentiert, und der Kanton Jura hatte offenbar kein Geld, um die in der Deutschschweiz populäre Stätte weiterzuführen. Courgenay wollte dies nicht hinnehmen; die Stiftung wurde gegründet.
Der nach eigenen Angaben «angefressene Gilberte-Fan» Schmidli gab der Stiftung für den Kauf des Hauses 750’000 Franken à fonds perdu. Später unterstützte er die Sanierung mit einem Darlehen von gut einer Million Franken. Die Sanierungskosten summierten sich laut ihm dann zu knapp zwei Millionen Franken. 2001 wurde das Hotel wiedereröffnet.