Stillen ist nicht nur gut für das Baby, sondern auch für die Gesundheit der Mutter und für die Wirtschaft. Das ist das Fazit einer Analyse mehrerer Studien zu stillenden Müttern, die das britische Fachjournal «The Lancet» am Freitag veröffentlichte.
Demnach könnte eine längere Stillzeit nicht nur den Tod von jährlich mehr als 800’000 Babys weltweit, sondern auch rund 20’000 Todesfälle von Brustkrebs verhindern. Die Gesamtuntersuchung stützt sich auf Daten dutzender Studien und Analysen zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen des Stillens.
Demnach wird in Industrieländern nur eines von fünf Kindern volle zwölf Monate lang gestillt, in ärmeren Ländern ist es eines von drei Kindern, das die ersten sechs Monate komplett gestillt wird. Damit entgingen mehreren Millionen Babys die Vorteile der Muttermilch, erklärten die Autoren.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine ausschliessliche Ernährung durch Muttermilch während der ersten sechs Lebensmonate und ein teilweises Stillen bis zum Alter von bis zu zwei Jahren. Muttermilch enthält nicht nur alle nötigen Nährstoffe, sondern schützt das Baby auch vor Kinderkrankheiten.
Weniger Fälle von plötzlichem Kindstod
In reichen Ländern verringere Stillen das Risiko eines plötzlichen Kindstods um mehr als ein Drittel, erklärten die Autoren. In ärmeren Ländern könnten durch längeres Stillen etwa die Hälfte der Durchfall-Epidemien und ein Drittel der Atemwegserkrankungen verhindert werden.
Ausserdem verringere die Muttermilch später das Risiko von Diabetes und Übergewicht beim Kind sowie von Brust- und Eierstockkrebs bei der Mutter. Somit werde das Gesundheitssystem entlastet.
Nicht zuletzt erhöhe das Stillen die Intelligenz, hiess es in der Studie. Das diene letztlich auch dem globalen Wirtschaftswachstum. In den reichen Ländern gehören Grossbritannien, Irland und Dänemark zu den Ländern mit den niedrigsten Stillraten während der ersten zwölf Monate. In einigen Gesellschaften gilt Stillen in der Öffentlichkeit als verpönt.