Am 13. März 2012 kamen 28 Personen, darunter 22 Schulkinder aus Belgien und den Niederlanden, bei einem tragischen Busunglück in Siders VS ums Leben. Fünf Jahre später ist das Justizverfahren zum Unfall eingestellt. Für die Retter war es ein prägendes Ereignis.
Es passierte an einem Dienstag kurz nach 21 Uhr: Ein belgischer Bus kam im Tunnel der Autobahn A9 bei Siders von der Fahrbahn nach rechts ab und prallte am Ende einer Nothaltenische frontal in eine Betonmauer.
Die Folgen des Unfalls waren verheerend: 28 Menschen verloren das Leben, darunter 22 Kinder. Weitere 24 Kinder wurden verletzt. Im Bus befanden sich zwei Schulklassen aus den belgischen Städten Lommel und Löwen. Sie waren auf der Heimreise vom Skilager im Val d’Anniviers VS.
Neun Züge von Rettungskräften begaben sich unverzüglich zum Unfallort und retteten 24 Menschen das Leben. Die Bilder der Unfallstelle prägten die Rettungskräfte. «Wir sprechen noch ab und zu darüber», sagt Reynold Favre, Kommandant der Feuerwehr von Siders, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Einige Feuerwehrleute knüpften sogar Kontakte mit Angehörigen von Opfern. Sie kommunizieren via Mail oder über die sozialen Netzwerke miteinander. «Manche Familien kommen nach Siders und bitten darum, sich in den Tunnel begeben zu dürfen. Wir begleiten sie», sagt Favre.
Feuerwehrleute versammeln sich
Der Feuerwehr-Chef von Siders steht auch selbst in Kontakt mit mehreren Familien, die beim Busdrama ein Kind verloren haben. «Ich habe einige Schriftwechsel pro Jahr. Aber im Laufe der Zeit wird es weniger», sagte Favre.
Seit 2013 begehen Reynold Favre und einige der Feuerwehr-Kollegen jeweils am 13. März ein Ritual. Sie versammeln sich über dem Tunnel, am exakten Unfallort und zur exakten Unfallzeit. Die Behörden von Siders organisieren in diesem Jahr keinen offiziellen Gedenkanlass.
«Wir haben 2015 im Beisein der Familien der Angehörigen und der Behörden aus Belgien und den Niederlanden eine Gedenkstätte eingeweiht», sagte Jérôme Crettol, Stadtschreiber von Siders.
Die Gedenkstätte befindet sich genau über der Unfallstelle im Tunnel und ist stets zugänglich. In Belgien wird fünf Jahre nach dem Unglück in Lommel in der betroffenen Schule vor einem Denkmal eine kurze Gedenkfeier abgehalten, wie die Stadt auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda angab.
Untersuchung eingestellt
Die Ursache des tragischen Busunglücks konnte nie restlos geklärt werden. Die Walliser Justiz stellte die Untersuchung ein, da der Chauffeur beim Unfall ums Leben kam und deshalb keine Anklageerhebung mehr möglich war.
Ein medizinisches Gutachten nannte einen Schwächeanfall oder eine Unachtsamkeit als wahrscheinlichste Ursache. Gegen die Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft legten mehrere Angehörige der Opfer Rekurs ein, scheiterten jedoch im März 2015 vor dem Walliser Kantonsgericht.
Das Bundesgericht bestätigte den Entscheid des Walliser Kantonsgerichts vier Monate später. Die Eltern mehrerer Kinder hatten vergeblich weitere Ermittlungen zu einem allfälligen Suizid des Busfahrers verlangt.
Dieser hatte seit zwei Jahren Antidepressiva eingenommen. Gemäss seinem behandelnden Arzt gab es aber keinen Anlass zur Annahme einer Selbstmordgefährdung. Die Walliser Staatsanwalt hatte diese These deshalb verworfen.
Zuletzt gab es im Herbst 2016 aus den Niederlanden Forderungen an die Schweiz, eine Blutprobe des verstorbenen Chauffeurs auszuhändigen. Bei der Walliser Staatsanwaltschaft ging jedoch nie eine offizielle Anfrage ein, wie der Walliser Generalstaatsanwalt Olivier Elsig der Nachrichtenagentur sda sagte. Das vor zwei Jahren eingestellte Verfahren wurde deshalb nicht wieder aufgenommen.