Wer in einem Haushalt aufgewachsen ist, in dem es einen Scheren-Eierköpfer gab, der wird den Rest seines Lebens leiden, bevor er ein Dreiminuten-Ei geniessen kann – oder sich wieder so ein hässliches Ding anschaffen. Dabei gibt es eine elegante Alternative.
An ein Gerät auf dem Sonntagsfrühstückstisch meiner Jugend erinnere ich mich immer mit Wehmut, wenn ich in Hotels weile. Das Gerät hat zwei Ringe für die Finger wie eine Schere, aber nur ein Loch in der Mitte des Klingenteils. Aus diesem schiessen, wenn man die beiden Fingerringe zusammendrückt, gar spitze Zacken hervor. Sie sind gedacht, die Schale des Drei-Minuten-Eis kreisrund um den Eierkopf herum zu knacken. Das gelang auch meistens, obschon der Rand des geköpften Eis meistens bröselte und immer noch Schalen-Splitter in den schlabbrig-gelbweissen Genuss fielen, was das Eieressen zu einer kalkreichen Angelegenheit machen konnte.
In Hotels dagegen soll man nach dem Gang ans Buffet mit einem gezielten Schwung des Frühstücksmessers ähnliches zustande bringen. Klopfen ist zwar auch erlaubt, aber langwierig; schneiden geht gar nicht. Also köpfen – was angesichts stumpfer Brotstreich-Messer und mangelnder Übung sehr häufig zu zerdöpperten statt ansehnlich geköpften Eiern führt, wobei das seitliche Loch auch noch irgendwo in der horizontalen Hälfte des Eis statt im obersten Fünftel prangt. Ausserdem gibt es Stilberater, die explizit gegen die Guillotine-Technik wettern.
Das will ich mir zu Hause nicht auch antun. Den Brillenring-Eierköpfer haben wir uns angeschafft. Aber irgendwie macht das chirurgisch anmutende Gerät einfach keine Falle auf dem Brunch-Tisch. Und die Kante des geköpften Eis – die bröselt, wie gesagt.
Eine kürzliche Neuanschaffung dagegen bringt nicht nur Design auf den Frühstückstisch, sondern auch noch Spass, Abenteuer und Spannung. Und nachdem geklärt ist, dass Köpfen auch dem Knigge entspricht, kann man sich den Design-Eierköpfer anschaffen. Er funktioniert auf der Basis von Physik statt roher Gewalt: Man setzt seine scharfkantige Chromstahlhaube auf den Eierkopf, hält die Stange darüber mit der einen Hand fest und lässt mit der anderen eine massive Metallkugel auf der Stange nach unten fallen.
Durch den einmaligen, genau dosierten Schlag auf die Haube hämmert sich diese scheinbar mühelos mit einem exakten Ringschnitt in die Eierschale. Das Resultat ist in den meisten Fällen (nachdem man sich drei, vier Eier zur Übung einverleibt hat) ein perfekt kreisrunder, sauberer und bröselfreier Schnitt des Eierkopfs. Das Gerät wird dabei nicht mit Eiresten vollgesaut und steht nach erfolgreichem Guillotiervorgang platzsparend und gut anzusehen auf dem Frühstückstisch.
Einziger Nachteil: Bei übergrossen Eiern der genmanipulierten Sorte, die statt einer Spitze zwei Güpfe haben, führt der Schlag von oben wieder mehr zum Zertrümmern als zu einem sauberen Schnitt. Aber wer isst schon solche Eier.
CLACK Eierköpfer
- Produkt: Design-Eierköpfer
- Bezugsquelle: Haushaltgeschäfte und Onlineshops
- Preis: Knapp 40 Franken