Die Reaktionen auf das Nationale Forschungsprogramm zur Gentechnik sind am Dienstag gemischt ausgefallen. Während ein Lager die erneute Verlängerung des Gentech-Anbaumoratoriums verlangte, plädierten ein anderes Lager dagegen.
Zum heutigen Zeitpunkt bringe der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ökologisch, agronomisch und wirtschaftlich keinen Vorteil, hielt der Schweizerische Bauernverband (SBV) fest. Ausserdem seien die Schweizer Konsumenten wie vor kritisch gegenüber gentechnisch veränderten Organismen eingestellt.
Es gebe heute keinen Anlass, das Anbaumoratorium zu lockern und die „gentechfreie“ Schweiz als Marketingvorteil aufs Spiel zu setzen. Im Rahmen der Agrarpolitik 2014-17 solle daher das Moratorium für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen bis 2017 verlängert werden, heisst es in einem Communiqué des SBV.
Forschungsprogramm als tendenziös kritisiert
Eine Verlängerung des Anbau-Moratoriums bis 2017 fordert auch deren Initiantin, die Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie (SAG). Die Dachorganisation von 26 Verbänden aus den Bereichen Umwelt, Naturschutz, Tierschutz, Medizin, Entwicklungszusammenarbeit, biologischer Landbau und Konsumentenschutz kritisierte das NFP 59 als tendenziös.
Aussagen zur Entlastung von Risiken würden zugespitzt. Die Tatsache, dass die Resultate aus Experimenten in Klimakammern, Gewächshäusern oder Kleinfeldversuchen stammten, werde ungenügend berücksichtigt.
Auch Greenpeace Schweiz forderte am Dienstag, dass der Anbau von Gentech-Pflanzen in der Schweiz weiterhin verboten bleibt. Das NFP 59 habe es verpasst, sich der Frage anzunehmen, welches Gesundheitsrisiko Mensch und Tier beim Konsum von Gentech-Produkten eingingen. Die dazu fehlende unabhängige Forschung komme einem Experiment an Mensch und Tier gleich.
Innovationsfeindlich und rückwärtsgewandt
Demgegenüber stellen sich scienceindustries, der Wirtschaftsverband Chemie Pharma Biotech, der Wirtschaftsdachverband economiesuisse, die Swiss Biotech Association und das Konsumentenforum entschieden gegen eine erneute Verlängerung des Gentech-Moratoriums.
In einem gemeinsamen Communiqué heisst es, das NFP 59 bestätige die Erkenntnisse internationaler Forschungsprogramme. Eine Koexistenz zwischen konventioneller und Biotech-Landwirtschaft sei ohne Risiko möglich.
Ein staatliches Technologie-Verbot wäre innovationsfeindlich, rückwärtsgewandt und rechtlich problematisch. Das Gentechnik-Moratorium schade dem Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz und bedrohe ihren weltweit anerkannten Spitzenrang in den Pflanzenwissenschaften.