Eine stinkende Gaswolke ist nach einem Chemieunfall in Nordfrankreich mehr als hundert Kilometer bis in die Hauptstadt Paris gezogen. Das Innenministerium erklärte am Dienstag, dass für die Bevölkerung keine Gefahr bestand.
Durch den Austritt des Gases Methylmercaptan in einer Chemieanlage in Rouen bestehe „keine Gefahr für die Gesundheit“ von Menschen. Die Behörden riefen die Bewohner der Normandie und des Grossraums Paris ausdrücklich auf, nicht den Notruf zu wählen – Hunderte besorgte Franzosen hatten zuvor die Leitungen der Rettungsdienste überlastet.
Der Austritt des Gases begann bereits am Montagvormittag in einer Anlage des Chemiekonzerns Lubrizol, wie Vertreter der Rettungsdienste sagten. Grund war demnach eine „Reaktion“ in einem Ofen der zu dem US-Konzern Lubrizol Corporation gehörenden Anlage.
Laut Innenministerium war der Geruch am Dienstag in mehreren Départements der Regionen Haute-Normandie und im Grossraum Paris „sehr präsent“. Nach Angaben eines Lubrizol-Sprechers war das Problem auch am Dienstagvormittag nicht beseitigt. „Wir sind noch in der Neutralisierungsphase. Wir sind guter Dinge, dass es im Laufe des Tages aufhört.“
Fauler Geruch
Das faulig riechende Methylmercaptan oder Methanthiol wird normalerweise geruchlosem Haushaltsgas zugesetzt, damit Gaslecks leichter bemerkt werden können. In schwachen Konzentrationen kann das Gas die Augen, Atemwege und die Haut reizen.
Nach Angaben des französischen Instituts für Forschung und Sicherheit (INRS) kann es bei Personen, die dem Gas direkt ausgesetzt sind, zu Lungenproblemen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstseinsstörungen kommen. In sehr hohen Konzentrationen kann Methylmercaptan tödlich sein.