«Straight Outta Compton»: Warum die USA den Rap wieder entdecken

Am morgigen Donnerstag startet das Musikdrama «Straight Outta Compton» in den Deutschschweizer Kinos. Ein Biopic, das die Geschichte der Rap-Crew N.W.A erzählt und sich in den USA auf Platz 1 der Charts hält.

Rapper O'Shea Jackson, genannt Ice Cube (l) neben seinem Sohn O'Shea Jackson Jr, der in «Straight Outta Compton» den Vater spielt (M) und Jason Mitchell (r), der Eazy-E darstellt (Archiv 24.8.). (Bild: sda)

Am morgigen Donnerstag startet das Musikdrama «Straight Outta Compton» in den Deutschschweizer Kinos. Ein Biopic, das die Geschichte der Rap-Crew N.W.A erzählt und sich in den USA auf Platz 1 der Charts hält.

«Fuck the Police»: Ein Song. Eine Hymne. Ein Ruf nach Freiheit. Heute wie damals. Es war die Hip-Hop-Crew N.W.A («Niggaz Wit Attitudes»), die mit dem Rap-Titel 1988 auf den Markt kam. Geschrieben von Rapper Ice Cube, nachdem die Band vor ihrem Studio in Los Angeles in Konflikt mit der Polizei geraten war – ohne ersichtlichen Grund.

Es sind die späten 1980er Jahre, in Compton, einem Vorort von Los Angeles, ist weisse Polizeigewalt gegen Schwarze, sind Bandenkriege, Drogen und Armut alltäglich. Strukturen der Hoffnungslosigkeit, der Perspektivlosigkeit und der Wut, die einen Boden für Gangsta-Rap schaffen.

Den Sound der schwarzen Protestkultur, der sich aus einem amerikanischen Ghetto über die ganze Welt ausbreiten wird. Seine Gesichter: Dr. Dre, Ice Cube, Eazy-E, MC Ren und DJ Yella – die «Niggaz Wit Attitude». Sie waren es, die den musikalischen Protest anführten. Die sich in ihren Texten auflehnten gegen Rassismus und Polizeiwillkür.

Überraschungserfolg

Eine Geschichte, die nun auf der Leinwand zu sehen ist. Ein von F. Gary Gray inszeniertes, biografisches Musikdrama, benannt nach dem ersten Album der Band, das die fünf Jungs aus dem Ghetto, unter anderem gespielt von O’Shea Jackson als junger Ice Cube sowie Corey Hawkins als Dr. Dre und Jason Mitchell als Eazy-E, auf ihrem Weg in den Himmel der Hip-Hop-Kultur begleitet. Das von Partys, Drogen und Exzessen erzählt, aber auch die brutalen Mechanismen der Musikindustrie und den Zerfall der Band thematisiert.

In Amerika wurde das Biopic zur Sommerüberraschung. Schon an seinem ersten Kinowochenende landete der Film auf Platz 1 der US-Kinocharts und spielte mehr als 56 Millionen Dollar ein, fast das Doppelte der Produktionskosten. Mittlerweile sind es in den USA und Kanada rund 111 Millionen Dollar. Damit stiessen die Gangsta-Rapper Tom Cruise als Agenten Ethan Hunt in «Mission: Impossible – Rogue Nation» vom Thron.

Traurige Aktualität

Doch was macht den Film so erfolgreich? Warum entdeckt Amerika nach 27 Jahren den Gangsta-Rap wieder? N.W.A gibt es längst nicht mehr, von den fünf Gründungsmitgliedern zählen heute nur noch Dr. Dre und Ice Cube zur Popkultur. Eazy-E starb 1995 an Aids. Ihm ist der Film gewidmet.

Für die Kritiker der «New York Times» ist es die politische Aktualität des Films: 50 Jahre nach den Watts-Unruhen, die sich 1965 in Los Angeles ereigneten, und inmitten einer Zeit, in der die amerikanische Nation auf schwarze Opfer weisser Polizeigewalt schaue, «bestätigt ‚Straight Outta Compton‘ das gegenwärtige Bild». Seine Premiere feierte der Film nur zwei Tage nach dem Todestag von Michael Brown, dem 18-jährigen Afro-Amerikaner, der in Ferguson von einem weissen Polizisten erschossen wurde.

«Das Gefühl, von der Staatsmacht eingekesselt zu sein, von dem N.W.A. in den 1980er Jahren erzählte, ist heute ungemildert», schreibt der «New Yorker». Was die Band vor knapp 30 Jahren aus Compton berichtete, zeige sich heute eben auch über die Grenzen Comptons hinaus.

Und so ist der Film ein ebenso eindringliches Porträt einer Band wie auch ein Stück Zeitgeschichte, das den Zuschauer, so schreibt es die «Washington Post», nicht nur daran erinnert, wer N.W.A war, sondern auch daran, warum das, was sie taten, von so grosser Bedeutung war.

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