Der Zahnimplantatehersteller Straumann hat 2012 zum zweiten Mal in Folge einen Gewinneinbruch verbuchen müssen: Dem Basler Unternehmen blieben unter dem Strich noch 36,4 Mio. Fr. – 48,6 Prozent weniger als 2011. Schon damals hatte sich der Gewinn fast halbiert.
Verwaltungsratspräsident Gilbert Achermann, der Straumann vorübergehend auch operativ leitet, sprach am Donnerstag vor den Medien von einem „enttäuschenden Jahr“. So setzte sich nicht nur die seit 2010 anhaltende Gewinnerosion fort – auch der Umsatz ging leicht zurück, nämlich um 1,1 Prozent auf 686,3 Mio. Franken.
Straumann, nach eigenen Angaben vor Nobel Biocare der weltweit führende Hersteller von Zahnimplantaten, vermeldet zudem für 2012 einen Rückgang des Marktanteils vom 19 auf 18 Prozent. Nach Straumann-Schätzungen schrumpfte der Markt für Dentalimplantate letztes Jahr auf 3 Mrd. Franken.
Wachstum in Nordamerika, Brasilien und China
Zwar gab es 2012 durchaus Regionen, in denen sich Straumann positiv entwickelte: So wurde in Nordamerika, dem zweitwichtigsten Markt, mit 173,7 Mio. Fr. ein Umsatzplus von 11,7 Prozent verbucht. Ebenfalls ein kräftiges Wachstum verzeichnete Straumann in andern wichtigen Wachstumsmärkten wie China und Brasilien.
Damit konnte indes der Rückgang in Europa nicht kompensiert werden. Weil angesichts der schwierigen Wirtschaftslage viele Patienten aufwendige Zahnbehandlungen weiterhin aufschieben oder sich für günstigere Lösungen entscheiden, ging der Umsatz in Straumanns Hauptmarkt um 6,5 Prozent auf 378,1 Mio. Fr. zurück. Für 2013 ist in Europa in den Augen Achermanns nicht mit einer Erholung zu rechnen.
Für die krisengeschüttelten Länder Südeuropas überlegt sich Straumann nun einen Zwei-Marken-Strategie: Möglicherweise werden in Italien, Spanien und Portugal neben den eigenen Premium-Produkten auch preiswertere Implantate des brasilianischen Herstellers Neodent angeboten, an dem sich Straumann letztes Jahr für 260 Mio. Fr. eine 49-Prozent-Beteiligung gesichert hatte.
„Noch nichts entschieden“
Entschieden sei noch nichts, sagte Achermann. Ihm sei es jedoch lieber, Straumann- mit Neodent-Produkten zu kannibalisieren als das Feld der Konkurrenz von Billiganbietern zu überlassen. Das Basler Unternehmen verfügt über eine Option zur vollständigen Übernahme der überaus rentablen Neodent, mit der das Basler Unternehmen auch neue Märkte erobern will.
Den letztjährigen Gewinneinbruch begründet Straumann mit einmaligen Faktoren wie Wertberichtigungen oder Ausgaben in Zusammenhang mit Kostensenkungen. Der Betriebsgewinn (EBIT) sank um 23,7 Prozent auf 61 Mio. Franken. Sonderfaktoren belasteten dabei das Ergebnis mit nahezu 39 Mio. Franken.
Um die inzwischen auf 8,9 Prozent geschrumpfte EBIT-Marge mittelfristig wieder auf ein „signifikant höheres Niveau“ zu steigern, hat Straumann vergangenen Herbst den Abbau von 150 Stellen angekündigt. Bisher wurden 90 Kündigungen ausgesprochen, wie am Donnerstag zu erfahren war.
Weil in Wachstumsmärkten neue Stellen geschaffen wurden, stieg die Zahl der Arbeitsplätze bei Straumann 2012 um 65 auf 2517. In der Schweiz beschäftigte das Unternehmen Ende letzten Jahres 858 Angestellte, 17 mehr als im Vorjahr.
Neuer Chef mit „resolutem Führungsstil“
Für die angestrebte höhere Profitabilität braucht es laut Achermann neben einem rigorosem Kostenmanagement auch einen „neuen, resoluten Führungsstil“.
Der neue Konzernchef Marco Gadola soll als Nachfolger von Beat Spalinger Straumann auf den Wachstumspfad zurückbringen und laut dem Verwaltungsratspräsidenten dafür sorgen, „dass Änderungen rasch und konsequent vollzogen werden“. Gadola tritt seinen Posten gemäss Geschäftsbericht am 1. März an.