Straumann will Grenzgänger künftig in Euro bezahlen und Boni streichen

Der Zahnimplantatehersteller Straumann reagiert auf die Aufhebung des Euro-Mindestkurses, die Last tragen die Mitarbeiter: Grenzgänger sollen ihr Gehalt künftig in Euro erhalten, die anderen Angestellten auf ihre Boni verzichten.

Straumann will die Last des Währungsschockes nicht alleine tragen, deshalb sollen die Grenzgänger künftig in Euro bezahlt werden. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Der Zahnimplantatehersteller Straumann reagiert auf die Aufhebung des Euro-Mindestkurses, die Last tragen die Mitarbeiter: Grenzgänger sollen ihr Gehalt künftig in Euro erhalten, die anderen Angestellten auf ihre Boni verzichten.

Mit einem ganzen Massnahmenpaket will der Basler Zahnimplantatehersteller Straumann die Folgen des starken Frankens «abfedern». So hat Straumann einen sofortigen Einstellungsstopp verhängt und die Geschäftsreisen eingeschränkt. Die gewichtigsten Einsparungen betreffen jedoch die Lohnkosten.

So sollen etwa die Grenzgänger ihr Gehalt künftig in Euro ausbezahlt bekommen. Diese Massnahme ist rechtlich umstritten und kann nur unter ganz bestimmten Bedingungen ergriffen werden. Da es sich dabei um eine Änderung des Arbeitsvertrages handelt, müssen die Angestellten einverstanden sein. Straumann-Sprecher Thomas Konrad betont auf Nachfrage denn auch, dass es sich dabei lediglich um einen «Vorschlag» handle und man nun «hoffe», dass sich die 226 Grenzgänger damit einverstanden erklären.

Kaufkraft soll nicht sinken

Straumann will die Löhne der Grenzgänger dabei zu einem «festen Wechselkurs» umrechnen, wie Konrad erklärt. Dieser sei noch nicht definiert, werde sich aber in der Bandbreite zwischen Parität und 1.20 Franken pro Euro bewegen. «Die Kaufkraft unserer Angestellten soll beibehalten werden.»

Bleibt die Frage, was mit denjenigen Angestellten passiert, die sich mit der Lohnkürzung nicht einverstanden zeigen. «Unser oberstes Ziel ist es, Arbeitsplätze zu erhalten. Das bedingt aber, dass wir unsere Sparvorgaben erreichen», sagt Konrad.

Ob bei einem Verfehlen dieser Sparvorgaben mit einem Stellenabbau zu rechnen ist, stehe noch nicht fest. Zuletzt hat Straumann 2013 am Basler Hauptsitz über hundert Arbeitsplätze abgebaut.

Auch der Chef verzichtet

Doch die Grenzgänger sind nicht die einzigen, die zum Erreichen der Sparziele beitragen sollen. Alle Angestellten mit Wohnsitz in der Schweiz seien gebeten worden, auf einen Teil ihrer Boni und erfolgsabhängigen Lohnbestandteile zu verzichten, sagt Konrad. Der fixe Monatslohn bleibt verschont.

Vom Mitarbeiter bis zum Geschäftsleiter betreffe dies sämtliche Gehaltsstufen. So würde etwa Konzernchef Marco Gadola auf 35 Prozent seiner Vergütung verzichten, bei den Verwaltungsräten steht eine Kürzung von 28 Prozent ins Haus.

Im Unterschied zu den Grenzgängerlöhnen, die dauerhaft gesenkt werden, gilt der Verzicht der Angestellten aus der Schweiz nur für das Jahr 2015. «Je nach Entwicklung müssen wir ab 2016 weiterschauen», sagt Konrad.

Die Gewerkschaft Unia teilte am Dienstag mit, dass sie auf die Ankündigung durch Straumann mit einem Protestbrief reagiert habe. Das Unternehmen solle die angekündigten Lohnkürzungen und Sparmassnahmen rückgängig machen, denn Eurolöhne seien illegal. «Das Unternehmerrisiko, wozu auch Währungsschwankungen gehören, darf nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden», schreibt die Gewerkschaft.

Straumann ist gemäss eigenen Angaben vom starken Franken besonders stark betroffen, da der Zahnimplantatehersteller 95 Prozent seiner Geschäfte ausserhalb der Schweiz tätige, aber 45 Prozent der Kosten in der Schweiz anfallen würden.

Zwar hat das Unternehmen die Abhängigkeit vom Euro in den letzten Jahren reduziert und das Geschäft in Nord- und Südamerika ausgebaut, dennoch rechnet der Konzern damit, dass der starke Franken zu einer Schmälerung des Umsatzes um 75 Millionen Franken und einer Reduktion des Betriebsergebnisses (Ebit) um 40 Millionen führen wird.

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