Streamingdienste haben der Musikindustrie 2016 das stärkste Wachstum seit mindestens 20 Jahren beschert. Im vergangenen Jahr kletterten die weltweiten Umsätze um 5,9 Prozent auf 15,7 Milliarden Dollar.
Das ist der höchste Anstieg seit Beginn der Marktbeobachtung durch den Verband 1997, wie der globale Musikverband IFPI am Dienstag in London mitteilte. «Es besteht kein Zweifel daran, dass Streaming die grosse treibende Kraft hinter dem Wachstum ist», erklärte IFPI-Chefin Frances Moore im Jahresbericht des Verbands. Die Umsätze in diesem Bereich stiegen kometenhaft um rund 60 Prozent an.
Laut IFPI brachte das digitale Geschäft im vergangenen Jahr die Hälfte der Einnahmen in der Musikindustrie. Zum Jahresende seien 112 Millionen Nutzer bei Streamingdiensten angemeldet gewesen, hiess es. Bei Anbietern wie Spotify, Apple Music, Deezer oder Napster können sie Musik direkt aus dem Netz abspielen. Das grosse Wachstum habe den Rückgang bei Downloads (minus 20,5 Prozent) und dem Verkauf von Tonträgern (minus 7,6 Prozent) mehr als ausgeglichen, hiess es.
Das stärkste Wachstum verbuchte die Musikindustrie in Indien (plus 26,2 Prozent), Mexiko (plus 23,6 Prozent) und China (plus 20,3 Prozent). In Europa wuchsen die Umsätze um vier Prozent.
Kritik an YouTube
«Jahre der Investitionen und Innovationen haben begonnen, eine Industrie zu belohnen, die sich von der Anpassung an das digitale Zeitalter dahin bewegt hat, es zu lenken», sagte Moore. Trotzdem schoss die IFPI-Chefin scharf gegen Plattformen wie Googles Video-Dienst YouTube, die «Musik nicht auf einer fairen Grundlage lizenzieren». Damit die Industrie nachhaltig wachsen könne, müsse mehr getan werden, um «den Wert von Musik zu schützen und Kreativität zu belohnen», erklärte Moore.
Streaming-Abos, die in dem Geschäft das meiste Geld einbringen, kosten bei Diensten wie Spotify oder Apple Music rund zehn Euro oder Dollar im Monat. YouTube hat über eine Milliarde Nutzer, die sich auf der Plattform auch Musikvideos ansehen. Die Musikindustrie kritisiert, dass gemessen an der Nutzerzahl viel weniger Geld als bei den Streaming-Services abfällt.
Die Google-Plattform verweist im Gegenzug darauf, dass mit den Rechteinhabern die Werbeerlöse im Umfeld ihrer Videos geteilt würden und sie ihre Inhalte von der Plattform nehmen könnten. Zugleich platzieren Musikkonzerne auch selbst Videos bei YouTube aus Werbezwecken.