Streaming verleiht Schweizer Musikmarkt wieder Schwung

Erstmals seit der Jahrtausendwende hat der Schweizer Musikmarkt seine Talfahrt gestoppt. Zu verdanken ist dies dem boomenden Streaming. Online Musik hören ist derart beliebt geworden, dass die gesamte Branche wieder zuversichtlich in die Zukunft blickt.

Streamingdienste wie Spotify verleihen den Schweizer Musiklabels wieder Zuversicht. Die lange Talfahrt wurde 2016 erstmals seit der Jahrtausendwende gestoppt. (Symbolbild) (Bild: sda)

Erstmals seit der Jahrtausendwende hat der Schweizer Musikmarkt seine Talfahrt gestoppt. Zu verdanken ist dies dem boomenden Streaming. Online Musik hören ist derart beliebt geworden, dass die gesamte Branche wieder zuversichtlich in die Zukunft blickt.

Insgesamt haben die knapp 40 Musiklabels, die dem Verband IFPI Schweiz angehören, im vergangenen Jahr einen Umsatz von 84,6 Millionen Franken erzielt. Das ist ein Plus von 1 Prozent und der erste Anstieg seit dem Jahr 2000, wie der Verband am Freitag in einem Communiqué bekannt gab.

Damals war die Schweizer Musikbranche allerdings viel grösser. Mit dem Verkauf von Tonträgern erzielte sie im Jahr 2000 einen Umsatz von 312 Millionen Franken. Seither ging es stetig bergab. 2001 hatte Apple den iPod lanciert, zwei Jahre später startete der iTunes Music Store des US-Konzerns.

Ab 2005 sind die Downloads von Songs in der Schweizer Statistik enthalten, die den Verkäufen von CDs, DVDs, Platten, VHS-Kassetten und Singles zusetzten. Im Jahr 2011 fiel der Umsatz mit Tonträgern erstmals seit den 1980er Jahren unter die Marke von 100 Millionen Franken, während die Downloads schon über 30 Millionen in die Kasse spülten.

Streaming überholt Downloads

Danach setzte mit dem steten Ausbau der Internetgeschwindigkeiten zu Hause und unterwegs der Siegeszug der Streamingdienste ein. Das Musikhören im Internet konnte im Jahr 2016 den Umsatz hierzulande um die Hälfte auf 23 Millionen Franken steigern.

Dank den immer verbreiteteren Handypauschalabos überholte das Streaming erstmals die Downloads von Musikstücken, deren Umsatz um 12 weitere Prozent auf 21,7 Millionen Franken schrumpfte. Das Streaming habe den Download abgelöst – und das in nur fünf Jahren, schrieb der Verband. Dem Streaming gehöre die Zukunft.

Dies trieb den Umsatz der heruntergeladenen oder gestreamten Musik gesamthaft um 11 Prozent auf 44,6 Millionen Franken in die Höhe. Das Digitalsegment habe nun endgültig das physische Geschäft überflügelt, kommentierte IFPI Schweiz-Präsident Ivo Sacchi.

CD-Verkäufe weiter gesunken

Mit dem Verkauf von Tonträgern setzten die Plattenfirmen 2016 noch 40 Millionen Franken um. Das ist ein Minus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Dieser Umsatzrückgang war zu erwarten und entspricht dem allgemeinen Trend der Ablösung der CD durch den Musikkonsum im Internet. Dennoch wird die CD auf absehbare Zeit für den Musikmarkt wichtig bleiben», stellte der Branchenverband fest.

Das seit einigen Jahren andauernde Revival der Vinylplatten führte im vergangenen Jahr zu einem Umsatzanstieg um die Hälfte auf 3,7 Millionen Franken. Ein höherer Umsatz mit Vinyl war letztmals 1991 erzielt worden. Damals wurden allerdings mehr als noch doppelt so viele Langspielplatten verkauft wie im 2016.

Zuversicht für Zukunft

Bei den Schweizer Musikfirmen herrscht wieder Optimismus. «Streaming ist der klare Wachstumstreiber der Branche geworden und sorgt dafür, dass wir wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken können», erklärte IFPI Schweiz-Geschäftsführer Lorenz Haas.

Wichtig sei allerdings die Chancengleichheit bei Spotify, Apple Music, Deezer und Co.: «Schweizer Produzenten und Künstler brauchen von den Streaminganbietern faire Vermarktungsmöglichkeiten, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.»

Haas hatte in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass Künstler aus kleineren Märkten wie der Schweiz von manchen Streaminganbietern diskriminiert würden, weil sie in deren offiziellen Playlists kaum auffindbar seien. Solche Musiklisten finden bei den Musikhörern starken Anklang, während Alben immer weniger abgespielt werden.

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