Pendler kamen zur spät zur Arbeit, Flugreisende mussten aufs Auto umsteigen: Mit Warnstreiks in zehn Bundesländern hat die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland lahmgelegt. Am Flughafen in Frankfurt wurde die Hälfte aller geplanten Flüge gestrichen.
Bis zum Streikende um 14.30 Uhr seien 554 Flüge annulliert worden, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport. Die meisten Ausfälle betrafen die Lufthansa. Deutschlands grösste Airline strich insgesamt rund ein Drittel ihrer 1800 Flüge. Laut der Gewerkschaft Verdi beteiligten sich in Frankfurt mehr als 90 Prozent der betroffenen Mitarbeiter an dem Streik.
Flugausfälle gab es auch an anderen Flughäfen. In München legten die Ausstände den Betrieb am Morgen weitgehend lahm. Verdi hatte im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes zu mehrstündigen Warnstreiks der Flughafenbeschäftigten in München, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Köln/Bonn und Stuttgart aufgerufen.
Gestreikt wurde aber auch bei der Stadtreinigung, Verwaltungen, Schwimmbäder oder dem Jobcenter. Insgesamt beteiligten sich laut Verdi 104’000 Beschäftigte an dem Streik.
Schweiz wenig betroffen
Vom Streik betroffen waren auch Flugverbindungen mit der Schweiz. Nach einer Aufstellung der Lufthansa wurden 26 Flüge in und aus der Schweiz gestrichen. Je 6 Hin- und Rückflüge von und nach Zürich fallen aus, in Basel sind es 3 und in Genf 4. In fast allen Fällen handelt es sich um Verbindungen nach Frankfurt.
Obwohl in der Schweiz nur Flüge der Lufthansa betroffen waren, mussten auch andere Fluggesellschaften mit Verspätungen rechnen, wie eine Sprecherin des Flughafens Zürich am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda erklärte.
Bereits am Mittwoch hatte die Lufthansa-Tochter Swiss erklärt, dass sie nicht vom Streik tangiert sei. Es müssten keine Flüge gestrichen werden, sagte eine Sprecherin. Die Swiss wird nach Möglichkeit Passagiere von ausgefallenen Flügen des Mutterkonzerns übernehmen.
Arbeitnehmer fordern mehr Lohn
Verdi will mit dem Warnstreik Druck vor der dritten Verhandlungsrunde über die Löhne machen. Die Gewerkschaften fordern, dass die Einkommen der 2,1 Millionen Angestellten im Bund und in den Kommunen um einen Betrag von 100 Euro und dann zusätzlich um weitere 3,5 Prozent steigen. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.
Rückenwind erhielten die Beschäftigten am Donnerstag vom Abschluss eines neuen Tarifvertrags für die privaten Sicherheitsleute an Flughäfen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland am Mittwochabend. Auch wegen des Nachholbedarfs gegenüber anderen Tarifgebieten hat Verdi dort Lohnerhöhungen von bis zu 27 Prozent durchgesetzt. Die Sicherheitsleute hatten vor gut einem Monat mit einem Warnstreik die Passagierabfertigung in Frankfurt lahmgelegt.