Wagner statt Verdi: Die geplante Saisoneröffnung an der Mailänder Scala am kommenden Freitag erhitzt in Italien die Gemüter.
Intendant Stephane Lissner ist wegen seiner Entscheidung ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, die Saison, in der die 200. Geburtstage von Richard Wagner und Giuseppe Verdi gefeiert werden, mit Wagners „Lohengrin“ zu eröffnen.
„Dieser Beschluss wird als Affront gegen die italienische Kunst betrachtet, als ein Schlag für den nationalen Stolz in einer Phase schwerer Krise. Hätten die Deutschen ein Wagner-Jahr mit einer Verdi-Oper eröffnet?“, so die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“.
Für Debatten sorgte auch der Stardirigent Riccardo Muti. „Ich liebe sowohl Wagner als auch Verdi, doch die Scala ist Verdi. Als Italiener, nicht als Musiker, schlägt mein Herz für Verdi“, kommentierte Muti.
Die Tatsache, dass Italiens Präsident Giorgio Napolitano am Freitag nicht an der Premiere teilnehmen wird, nährte Diskussionen über den möglichen Unmut auch des Staatsoberhaupts. Napolitano sah sich daraufhin gezwungen, in einem Brief an Scala-Musikdirektor Daniel Barenboim zu versichern, dass er allein wegen politischer Verpflichtungen nicht an der Saisoneröffnung teilnehmen könne.
„Es ist lächerlich, alte Auseinandersetzungen zwischen Liebhabern von Wagners und Verdis Kunst wieder auszugraben, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebrochen waren. Beide Musikgiganten gehören der Geschichte der europäischen Kultur an und haben einen Ehrenplatz im Programm der Operntheater in Italien“, so Napolitano.
Auch Lissner bezeichnete die Polemik als „sinnlos und lächerlich“. „Es gibt wichtigere Dinge als das Derby Verdi-Wagner. Solche Polemiken schaden der Scala, einem weltweit einmaligen Theater, das verteidigt werden sollte“, sagte der Scala-Intendant.