Das Austauschprogramm für Schüler und Studierende Erasmus+ legt im Studienjahr 2016/17 um 12 Prozent zu. Über 10’000 Lernwillige wollen das Programm in Anspruch nehmen, wie die für die Durchführung von Erasmus+ von Bund und Kantonen beauftragte ch Stiftung mitteilte.
«Erstmals wurden über 10’000 Mobilitäten gefördert», schreibt die ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit in der Mitteilung vom Montag.
Die meisten, die ein Austauschsemester oder -jahr an einer Institution im Ausland verbringen wollen, studieren an einer Universität, einer höheren Fachschule oder einer Fachhochschule.
4789 an solchen Schweizer Institutionen eingeschriebene Personen haben sich für das im September beginnende Studienjahr für einen Austausch im Rahmen von Erasmus+ angemeldet. Umgekehrt möchten 3861 Studierende aus Europa im Studienjahr 2016/17 ein Semester oder ein Jahr an einer Schweizer Uni, Fachschule oder Fachhochschule Vorlesungen besuchen.
Dies sind gemäss der ch Stiftung dann insgesamt 8650 «Mobilitäten». Im Studienjahr 2015/16 waren es mit 7874 deutlich weniger. Neben Studierenden konnten auch Erwachsenenbildner, Jugendleiter und Jugendliche, die sich in Projekten engagieren, sowie Mittelschulen um Erasmus+-Gelder bewerben. Diese drei Felder machen aber nur einen kleinen Teil des Erasmus+-Kuchens aus, doch auch hier verzeichnete die ch Stiftung starke Zuwächse.
Unsicherheit ist weg
Ein wichtiger Grund für die starke Zunahme sei das mit 25,1 Millionen Franken (2015: 23,9 Mio. Franken) höhere Budget, das zur Verfügung gestanden habe, schreibt die ch Stiftung in einer Mitteilung.
Bei der ch Stiftung spricht man auch von einer Stabilisierung der Zahlen in diesem Jahr nach der grossen Unsicherheit von 2014, nachdem die EU das Erasmus-Programm mit der Schweiz gestoppt hatte und die Schweiz Erasmus im Alleingang betreiben musste.
Die EU hatte die Verhandlungen über die Fortsetzung der Erasmus-Programme wie angekündigt abgebrochen, nachdem das Stimmvolk am 9. Februar 2014 die SVP-Initiative gegen Masseneinwanderung angenommen hatte.
Bund wird Tätschmeister
Die ch Stiftung erhielt 2014 den Auftrag für die Übergangslösung. Ab 2017 wird Erasmus+ von der neu gegründeten Schweizerischen Stiftung für Austausch und Mobilität (SFAM) übernommen. Die Auftraggeber – Bund und Kantone – waren mit der Arbeit der ch Stiftung nicht zufrieden und zwar beim sprachlichen Austausch innerhalb der Schweiz. Dort wurde bis 2016 mit rund 16’000 Teilnehmern das Ziel verfehlt, dass rund 30’000 Schülerinnen und Schüler einen Austausch absolvieren sollen.
Die Nachfolgerin SFAM, die künftig für die Ausstauschprogramme in der Schweiz und mit dem Ausland zuständig ist, ist nun näher beim Bund angesiedelt, genauer beim Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBFI), das zum Departement von Bundesrat Johann Schneider-Ammann gehört.
Neben dem SBFI bilden zwei weitere Bundesämter und die Erziehungsdirektorenkonferenz die Trägerschaft der neuen Erasmus-Stiftung. Damit dominiert der Bund den Stiftungsrat, Träger der 1967 gegründeten ch Stiftung sind die Kantone.