Bei den Demonstrationen für mehr Demokratie in Hongkong hat eine Studentengruppe angesichts massiver Polizeigewalt zum Ende der Proteste aufgerufen. Die Polizei hatte zuvor Tränengas gegen die Protestbewegung eingesetzt.
Die Studentenvereinigung veröffentlichte am späten Sonntagabend im Internet eine Erklärung, in der sie ihre Anhänger vorerst zum Rückzug aufforderte. Als Grund nannte die Organisation die Sorge, die Polizei könnte auch Gummigeschosse einsetzen, um die Demonstranten zu vertreiben. Einige folgten dem Aufruf.
Gleichwohl verharrten Tausende Bürgerinnen und Bürger weiterhin auf den Strassen, um ihrer Forderung nach freien Wahlen Nachdruck zu verleihen. Ein Anführer der sogenannten Occupy-Central-Bewegung erklärte, seine Mitstreiter und er würden auf keinen Fall weichen und sich notfalls festnehmen lassen.
Schlagstöcke und Pfefferspray
Zuvor hatte sich die Lage in der ehemaligen britischen Kronkolonie dramatisch zugespitzt: Angesichts der immer grösser werdenden Demonstrationen für freie Wahlen setzte die Polizei am Sonntag Tränengas ein, um die Menge im Regierungsviertel der Wirtschaftsmetropole auseinanderzutreiben. Einsatzkräfte gingen auch mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vor.
Die Polizei setzte auch Pfefferspray ein. Viele Demonstranten trugen zum Schutz davor Sport- oder Schwimmbrillen, Masken und Plastikumhänge. Fast 80 Menschen wurden bislang festgenommen, darunter auch der 17-jährige Joshua Wong, einer der Anführer der Proteste.
Umstrittenes Wahlprozedere
Die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong geniesst seit der Rückgabe an China 1997 einen Sonderstatus. Gemäss dem Prinzip «Ein Land – zwei Systeme» werden Bürgerrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit gewährt, die auf dem chinesischen Festland stark eingeschränkt sind.
2017 sollen die Bewohner erstmals den Verwaltungschef wählen können. Doch will die Zentralregierung in Peking dafür selbst zwei bis drei ihr genehme Kandidaten auswählen. Dagegen richten sich die Proteste der Demonstranten, die freie Wahlen fordern.
Hongkongs Verwaltungschef Leung Chun Ying bekräftigte am Sonntag bei einer Medienkonferenz die Bereitschaft, weitere Gespräche über die Wahlreform abzuhalten. Zugleich zeigte er sich entschlossen, die «unrechtmässigen Besetzungsaktionen von Occupy Central» nicht zu dulden.
Die chinesische Regierung sprach den Behörden in Hongkong ihr Vertrauen aus. Peking sei zuversichtlich, dass die Behörden «im Einklang mit den Gesetzen» auf die Proteste reagieren würden.