Bis zu einem Viertel des Strombedarfs im Baselbiet könnte durch Windenergie abgedeckt werden – im besten Fall: Das hat eine von Regierungspräsidentin Sabine Pegoraro am Montag vorgelegte Studie ergeben. Diese listet 15 mögliche Standorte für Windparks in 35 Gemeinden auf.
Die Studie wurde von den Ämtern für Raumplanung (ARP) sowie Umweltschutz und Energie (AUE) durchgeführt. Auslöser war eine vom Parlament überwiesene Motion eines SP-Landrats zugunsten von Windkraftanlagen auch in Schutzgebieten. Die Ämter ermittelten nun die Machbarkeit anhand verschiedener Kriterien.
Dabei ging es etwa um die zu erwartenden Windgeschwindigkeiten, die Zugänglichkeit oder eine Landschaftsbewertung am Standort. Zudem durften die Strom-Gestehungskosten 25 Rappen pro Kilowattstunde nicht übersteigen, und Standorte in Naturschutzgebieten sowie isolierte Einzelanlagen blieben ausgeschlossen.
15 mögliche Windparks
Ermittelt wurden so rund 100 Standorte, gruppiert in 15 Windparks, an denen laut der Studie Strom rentabel und landschaftsverträglich gewonnen werden könnte, wie Kantonsplaner Martin Kolb vor den Medien sagte. Erzeugt werden könnten so theoretisch 500 Gigawattstunden Strom, was 25 Prozent des Strombedarfs entspräche.
Die fünf bestgeeigneten Windparkgebiete liegen laut der Studie bei Waldenburg-Eptingen, Oberdorf-Waldenburg, Langenbruck Bärenwil, Bretzwil-Lauwil und Oltingen-Zeglingen. Nach abnehmender Eignung hinzu kämen Münchenstein-Liestal, Titterten, Pfeffingen-Nenzlingen, Blauen, Liestal-Lausen-Arisdorf, Liesberg, Eptingen-Läufelfingen, Blauen-Burg, Zunzgen-Itingen und die Muttenzer Hard.
Die Realisierung sei allerdings nicht so einfach, und 25 Prozent des Stromverbrauchs aus Windenergie seien «eine stolze Zahl», sagte Pegoraro. Realistisch wäre gemäss Kolb aber eine Etappierung: Der Ersatz von 5 Prozent des heutigen Stromverbrauchs durch Windenergie in 15 Jahren oder von 10 Prozent in 25 Jahren wären gut machbar.
Die Studie zeigt daher auch zehn Szenarien mit jeweils zwischen 3 und 11 Windparks auf. So werden in einem Szenario etwa Windanlagen in drei grossen Parks zusammengefasst, ein anderes sieht dezentrale kleinere Parks vor, ein weiteres klammert Landschaftsschutzgebiete aus, oder Anlagen werden nahe der stärker besiedelten Gebiete vorgesehen.
Dialog lancieren
Nun müsse ein Dialog folgen, sagte Pegoraro: so mit betroffenen Einwohnern oder Umwelt- und Landschaftsschutzorganisationen. Nötig wäre ebenfalls das Interesse von Investoren. Zur Umsetzung müssten die Windparks vom Landrat in den kantonalen Richtplan aufgenommen, dann in die kommunalen Zonenpläne eingetragen werden.
Schliesslich müssten die Anlagen ein Baubewilligungsverfahren, allenfalls samt Umweltverträglichkeitsprüfung, durchlaufen. Laut dem aus Fachleuten bestehenden Runden Tisch Energie der Bau- und Umweltschutzdirektion soll eine kantonale Stelle die Bewilligungsverfahren koordinieren, um den Bau zu beschleunigen.
Das Energiegesetz des Kantons gibt vor, dass bis 2030 total 40 Prozent des Wärme- und Stromverbrauchs im Kanton aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Heute machen alle erneuerbare Energien – samt Wasserkraft – 25 Prozent des Stromverbrauchs aus; rechnet man den Anteil erneuerbarer Energien am Importstrom hinzu, ist es die Hälfte.