Schweizerinnen und Schweizer setzen sich zuweilen auch hinters Steuer, wenn sie zu viel Alkohol intus haben könnten. In einer europaweiten Umfrage gab fast jede fünfte in der Schweiz befragte Person an, dies getan zu haben.
Von den 1000 für die Studie befragten Personen sagten 17 Prozent aus, im Vormonat gefahren zu sein, obwohl sie möglicherweise mehr Alkohol konsumiert hatten als das Gesetz erlaubt. Damit liegt die Schweiz im Vergleich mit weiteren 17 europäischen Ländern an dritter Stelle und auch über dem EU-Mittel von 12 Prozent.
Polen kontrolliert häufig
Nur in Frankreich (22 Prozent) und in Belgien (18 Prozent) war der Anteil der selbstdeklarierten Alkoholsünder und -sünderinnen noch höher. Die tiefste Quote haben Finnland (1 Prozent), Schweden (2 Prozent) und Polen (4 Prozent), wie die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) am Dienstag mitteilte.
Allerdings ist in Polen das Risiko, ins Röhrchen blasen zu müssen, im europäischen Vergleich hoch, wie die bfu schreibt. Fast jeder zweite Autofahrer (47 Prozent) aus diesem Land gab an, innerhalb von zwölf Monaten mindestens einmal kontrolliert worden zu sein. Häufige Kontrollen gab es auch in Finnland und in Spanien.
In der Schweiz dagegen wurden nur 14 Prozent der Autofahrenden laut eigener Aussage innerhalb eines Jahres auf Alkohol kontrolliert. Im EU-Durchschnitt waren es 19 Prozent.
Die Umfrage zeigt zudem, dass sich Männer häufiger mit zu viel Alkohol intus hinters Steuer setzen als Frauen. Und Jüngere haben weniger Mühe mit der Überschreitung der Promillegrenze als Ältere.
Auch Medikamente, die die Fahrfähigkeit beeinträchtigen könnten, halten Schweizerinnen und Schweizer nach eigener Deklaration seltener vom Fahren ab als Autofahrer im übrigen Europa.
23 Prozent der Schweizer Befragten gaben an, in dieser Situation gefahren zu sein. Nur in Frankreich (32 Prozent) und in Spanien (24 Prozent) waren es mehr. Im EU-Durchschnitt setzten sich 22 Prozent der Befragten auch nach kritischem Medikamentenkonsum ans Steuer.
Mehr Kontrollen empfohlen
Die Autoren der Studie empfehlen Massnahmen wie mehr Kontrollen auf Alkohol und Drogen, Kampagnen oder das Installieren von Fahrsperren für Autofahrer, die schon angetrunken am Steuer erwischt worden sind. Alle Fahrer, die an schweren Unfällen beteiligt sind, sollten auf Alkohol und Drogen getestet werden.
Bei anderen Verkehrssünden verhalten sich die Schweizer Autofahrer ähnlich wie Autofahrer in den anderen Ländern, etwa was das Telefonieren mit dem Handy am Steuer angeht. Schweizer Temposünder sind innnerorts disziplinierter als im europäischen Vergleich. Ausserorts fahren Schweizer dagegen häufiger schneller als erlaubt.
Im Rahmen des ESRA-Projekts (European Survey of Road User’s Safety Attitudes) wurden nach Angaben der bfu in jedem der 18 beteiligten Länder 1000 Personen gemäss einheitlicher Systematik befragt. Die Ergebnisse sind auch im Status-Bericht 2016 der bfu enthalten.
www.bestellen.bfu.ch und www.esranet.eu