Nach dem schweren Unglück mit 74 Toten auf der Baustelle eines Kraftwerkes im Osten Chinas ist die Suche nach weiteren Opfern eingestellt worden. Unter den Trümmern würden keine Menschen mehr vermutet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag.
Eine Plattform im Inneren eines Kühlturms war am Donnerstagmorgen aus grosser Höhe eingestürzt, während Bauarbeiter darauf standen. Mitarbeiter vermuten Zeitdruck als Unglücksursache.
Die Polizei habe bereits 13 an dem Bauprojekt beteiligte Arbeiter befragt, berichtete Xinhua. Um Zeitvorgaben einhalten zu können, seien die Arbeiten an dem Kühlturm zu früh wieder begonnen worden, vermutete Baustellenmitarbeiter Gao Shichao, wie die Zeitung «Pengpai Xinwen» online berichtete. Der Beton sei wegen des kalten Wetters nicht so getrocknet wie erwartet.
Als die Arbeiter begannen, ein Gerüst zu lösen, sei im Turminneren der Beton gebröckelt und die Plattform abgestürzt, erklärte Shichao.
68 der Toten waren bis Donnerstagabend identifiziert worden. Der Grossteil der Opfer sei nach 1980 geboren worden, berichtete Xinhua. Der jüngste Tote sei 23 Jahre alt, der älteste 53 Jahre. Rund 200 Familienangehörige reisten am Freitag zum Ort des Unglücks.
Der chinesische Präsident Xi Jinping forderte eine genaue Aufklärung des Vorfalls. Es solle bei den Ermittlungen «kein Stein unangetastet» bleiben. Die lokalen Regierungen müssten aus den Industrieunfällen lernen und verstärkt die Sicherheit am Arbeitsplatz kontrollieren.
Jedes Jahr sterben in China viele Tausend Menschen bei Industrieunfällen. Die Zahl ist nach amtlichen Angaben in der ersten Hälfte dieses Jahres aber um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 14’136 zurückgegangen, wie die nationale Arbeitsschutzbehörde berichtet hatte.
Ob aber alle tödlichen Unfälle auch tatsächlich den staatlichen Stellen gemeldet wurden, bezweifeln Experten. Sie weisen darauf hin, dass den Verantwortlichen hohe Strafen drohen. Offizielle Informationen zu den Opferzahlen schwanken häufig.
Schwere Unfälle auf Baustellen oder in Fabriken in China sorgen immer wieder für Schlagzeilen: Im Dezember starben 73 Menschen in Shenzhen in Südchina, als eine Halde mit Bauschutt ins Rutschen gekommen war, nachdem Inspektoren zuvor noch vor Instabilität gewarnt hatten.
Anfang November kamen 12 von 15 Arbeitern bei einer Fabrikexplosion in der ostchinesischen Provinz Anhui ums Leben. 173 Menschen starben im August 2015 in Tianjin: In einem fahrlässig verwalteten Lagerhaus im Hafen waren tonnenweise Chemikalien explodiert.