Die Suche nach Vermissten im Wrack des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ ist endgültig eingestellt worden. Die Suchaktionen im Inneren des Schiffs würden aus Sorge um die Sicherheit der Taucher beendet.
Für die Aktion sei keine ausreichende Sicherheit gegeben, sagte Zivilschutchef Franco Gabrielli. Die Suche im restlichen Teil des Schiffes sowie im Meer solle aber fortgesetzt werden.
Der Zivilschutz informierte nach eigenen Angaben die betroffenen Familien und Botschaften über die Entscheidung. Bislang wurden 17 Tote aus dem am 13. Januar vor der Toskana-Insel Giglio havarierten Schiff geborgen. Noch gelten 15 der 4200 Passagiere und Crewmitglieder als vermisst.
Die Suchaktion war Sonntag früh unterbrochen worden, weil sich das Schiff in der Nacht etwas stärker bewegt hatte. Kontrollinstrumente hätten gezeigt, dass sich die „Costa Concordia“ innerhalb von sechs Stunden um dreieinhalb Zentimeter verschoben hat.
Der Krisenstab auf der Insel Giglio hatte mehrfach betont, dass sich das 290 Meter lange Schiff zwar leicht bewege, jedoch stabil auf einem Felsen liege.
Wegen des aufziehenden Schlechtwetters waren schon am Samstag die letzten Vorbereitungen für das Abpumpen des Treibstoffs aus den Tanks unterbrochen worden.
Neue Vorwürfe
Gegen den Kapitän des gekenterten Schiffs wurden neue Vorwürfe erhoben. Nach Ansicht des Bordarztes Gianluca Marino Cosentino kam der Evakuierungsbefehl nicht von Kapitän Francesco Schettino.
Schettinos Verhalten habe zu gravierenden Verzögerungen bei der Evakuierung geführt, sagte Bordarzt Cosentino der Tageszeitung „Il Mattino“ vom Dienstag. „Das Besatzungspersonal war schon eine halbe Stunde lang zur kompletten Evakuierung bereit, bevor per Lautsprecher der Befehl zum Verlassen des Schiffes kam“, wurde Cosentino zitiert.
Der Evakuierungsbefehl war seiner Ansicht nach nicht vom Kapitän gegeben worden. Er sei sich zu 90 Prozent sicher, dass es nicht Schettinos Stimme gewesen sei, sagte der Bordarzt weiter.
In der Nacht der Havarie habe er den Eindruck gehabt, der Kapitän stehe unter Schock. Schettino sei keineswegs seinen Koordinierungspflichten an Bord nachgekommen, wirft der Bordarzt dem Kapitän vor. „Ich war sehr überrascht, als ich nach Mitternacht Schettino ohne Uniform auf der Insel Giglio gesehen habe“, sagte Cosentino.
Müll beseitigen
Die Arbeiten an dem vor der toskanischen Insel gekenterten Schiff gehen derweil weiter. Aus Livorno traf ein Schiff ein, das den Müll aufnehmen soll, der von der „Costa Concordia“ ins Meer geschwemmt wurde.