Die Suche nach den mutmasslich gestohlenen Schafen der seltenen Rasse Saaser Mutten wird bis ins italienische Grenzgebiet ausgeweitet. Bei den Züchtern sowie der Stiftung ProSpecieRara schwindet aber die Hoffnung.
Sie befürchten, dass die Tiere bereits geschlachtet wurden. «Wir sind intensiv am suchen», sagte Züchter Herbert Zurbriggen am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Man tappe aber leider immer noch im Dunkeln. Die Suche ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
«Wenn wir die Schafe in den nächsten Tagen nicht finden, müssen wir die Hoffnung aufgeben.» Von den verschwundenen Schafen gibt es nur eine kleine Spur. Bei Zurbriggen meldete sich ein Arbeiter der Kraftwerke Mattmark AG aus Saas Grund VS.
Der Arbeiter sah, wie jemand mit Hunden Schafe gegen den Pass getrieben habe, so Zurbriggen. Dieser Spur sei man sofort nachgegangen, habe aber nichts gefunden. Der Züchter bestätigte damit einen Bericht der Zeitung «Walliser Bote».
Es gebe den Ofentalpass, den Monte Moro, den Antrona- und den Mondellipass. Eine Ironie der Geschichte, denn die Pässe im Saastal dienten früher vielen als Schmugglerwege.
40’000 Franken Schaden
Herbert Zurbriggen aus Saas Grund schliesst nicht aus, dass die mutmasslichen Diebe die Schafe mehrmals in kleinen Gruppen über einen der Pässe getrieben haben könnten. Der Züchter schätzt die Schadenssumme auf etwa 40’000 Franken, was ungefähr 400 Franken pro Tier bedeutet.
Die betroffenen Züchtern haben bereits bei der Polizei in der Schweiz und Italien Anzeige erstattet. Die Kantonspolizei Wallis machte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda am Donnerstag keine Angaben zum Fall.
Das Fehlen der 103 Tiere war am Samstag beim traditionellen Alpabgang entdeckt worden. Bei der Schafscheid in Saas-Almagell VS hätten die Tiere nach dem Sommer auf der Alp wieder den Besitzern übergeben werden sollen.
Von den über 350 Tieren fehlten aber rund 100. Der mutmassliche Diebstahl traf ausgerechnet eine vom Aussterben bedrohte Schafrasse, die Saaser Mutten. Diese sind sehr alptüchtig und für ihre langen Ohren und Beine bekannt.
Für den Fortbestand der Saaser Mutten setzt sich auch ProSpecieRara ein. Die Stiftung schätzt den Bestand noch auf 400 bis 500 Tiere. In den letzten 15 Jahren sank die Zahl der Saaser Mutten um ungefähr 75 Prozent.
ProSpecieRara eröffnete deshalb ein Zuchtbuch für die Schafrasse, das als Grundlage für eine Erhaltungszucht dienen soll. Auch Philippe Ammann, Projektleiter von ProSpecieRara, bedauert das Verschwinden der Tiere.
Grosse Solidaritätswelle
Für die Züchter sei das emotional und monetär ein schwerer Verlust. Damit gehe aber auch genetische Breite verloren. Das die Tiere in Norditalien weiter gehalten werden können, hält Ammann für unwahrscheinlich.
Im Gegensatz zu den dort heimischen Bergamaskerschafen ist ungefähr ein Drittel der Saaser Mutten gefleckt. Damit würde der Diebstahl sofort auffallen. Amman betonte, dass man sich nun umso mehr für den Erhalt der Saaser Mutten einsetzen werde.
Bei ProSpecieRara hätten nach den Medienberichten zahlreiche Leute angerufen, die mithelfen wollen oder nach der Möglichkeit von Patenschaften gefragt hätten. Das sei bei aller Tragik ein aufmunternder Nebeneffekt.