Sucht Schweiz sieht Vor- und Nachteile von Cannabis-Legalisierung

Sucht Schweiz betrachtet die zunehmenden Projekte zur Legalisierung von Cannabis mit gemischten Gefühlen. Einerseits hebelten freie Marktmodelle zwar den Schwarzmarkt aus, andererseits erhöhten diese gerade bei Minderjährigen den Konsum.

Sucht Schweiz möchte, dass dem Gesundheitsaspekt bei der Legalisierung von Cannabis mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. (Symbolbild) (Bild: sda)

Sucht Schweiz betrachtet die zunehmenden Projekte zur Legalisierung von Cannabis mit gemischten Gefühlen. Einerseits hebelten freie Marktmodelle zwar den Schwarzmarkt aus, andererseits erhöhten diese gerade bei Minderjährigen den Konsum.

Die Legalisierung von Cannabis ist weltweit auf dem Vormarsch. Entsprechende Gesetze sind in vier US-Bundesstaaten sowie in Uruguay in Kraft, und der Trend dürfte sich in den USA und Kanada 2017 fortsetzen, wie Sucht Schweiz in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt.

In Spanien entstehen Konsumenten-Vereinigungen, und die Niederlande kennen seit langem das sogenannte Toleranz-Modell mit Coffee-Shops. Auch in der Schweiz sind Projekte aufgegleist, die den freien Zugang zu Cannabis untersuchen sollen. In einem aktualisierten Bericht zieht Sucht Schweiz nun erste Lehren aus den Entwicklungen in Amerika, Europa und der Schweiz.

Öffentliche Gesundheit kommt zu kurz

Im Zuge der Legalisierung werde der öffentlichen Gesundheit zu wenig Beachtung geschenkt. So hätten die Erfahrungen mit dem freien Marktmodell der USA gezeigt, dass der Cannabis-Schwarzmarkt zwar weitgehend verschwinde und Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen entstünden. Allerdings habe auch der Konsum zugenommen, unter anderem bei Minderjährigen. Ebenso habe man eine Diversifizierung der Cannabis-Produkte beobachtet.

Ausserdem mobilisierten sich Interessengruppen, um geltende Regulierungen wie Werbeverbote zu bekämpfen. So ergebe sich eine Situation, die mit derjenigen des Alkohols vergleichbar sei: «ein gewinnorientiertes Modell, das sich zu wenig um die öffentliche Gesundheit kümmert», heisst es in der Mitteilung.

Stärker an gesundheitspolitischen Kriterien orientiere sich das uruguayische Modell, das den Konsumentinnen und Konsumenten unterschiedliche Beschaffungsmöglichkeiten bietet: Eigenanbau, Konsumenten-Clubs oder der Verkauf in Apotheken. Der Staat hat dabei den Überblick über das Angebot und schränkt die Mengen ein, wie es heisst. Auch das spanische Modell der Konsumenten-Vereinigungen schaffe keinen freien Markt.

Viele Fragen ungeklärt

Viele Fragen bleiben laut Sucht Schweiz aber offen. So seien beispielsweise die Auswirkungen solcher Regulationsmodelle auf den Alkohol- und Tabakkonsum ungeklärt.

Neue Erkenntnisse erhofft sich die Organisation nicht zuletzt von Schweizer Projekten. In den Städten Bern, Biel BE, Thun BE, Winterthur ZH und Zürich sowie in den Kantonen Genf und Basel-Stadt haben sich Arbeitsgruppen gebildet, um Ansätze für die regulierte Abgabe von Cannabis zu entwerfen. Im Herbst sollen sie dem Bundesamt für Gesundheit zur Bewilligung eingereicht werden.

Die Projekte sollen sich sowohl Personen widmen, die Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumieren, als auch solchen, die einen problematischen Umgang damit haben. Auch eine begrenzte Anzahl Gelegenheitskiffer könnte über Clubs oder in Apotheken Cannabis beziehen.

Nächster Artikel