Ungeachtet der internationalen Ermahnungen zur Mässigung im Konflikt zwischen dem Sudan und dem Südsudan hat der sudanesische Präsident Omar al-Baschir seinen Ton gegenüber dem Nachbarstaat verschärft und mit einem Sturz der Regierung gedroht.
Sein wichtigstes Ziel sei es, „die Bürger Südsudans“ von der Herrschaft der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM) „zu befreien“, sagte al-Baschir am Mittwoch in Khartum. „Das ist unsere Verantwortung gegenüber unseren Brüdern in Südsudan.“
Der Staatschef äusserte sich bei einer Versammlung von etwa 3000 Jugendlichen zur Unterstützung der Armee, die seit Freitag um die Rückeroberung des wichtigen Ölfelds Heglig kämpft. Südsudanesische Truppen hatten das Ölfeld an der Grenze zwischen beiden Staaten vergangene Woche unter ihre Kontrolle gebracht.
„Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir landen in Juba oder sie landen in Khartum“, sagte Al-Baschir mit Blick auf die Hauptstädte beider Staaten. „Wir können nicht innerhalb der alten Grenzen friedlich zusammenleben.“ Al-Baschir drohte weiter: „Wir werden nicht in Heglig anhalten. Wir werden erst in Juba anhalten.“
Ende der Gewalt gefordert
Die USA reagierten „sehr besorgt“ auf die Äusserungen. „Wir rufen erneut beide Seiten auf, unverzüglich und ohne Bedingungen die Gewalt zu beenden“, sagte Aussenamtssprecher Mark Toner in Washington.
Die Regierung des Südsudan forderte Khartum auf, in Gespräche unter Vermittlung der Afrikanischen Union (AU) einzuwilligen. Anders sei die Situation nicht zu lösen, sagte Informationsminister Barnaba Marial Benjamin der Nachrichtenagentur AFP in Juba. „Wir sind nicht in den Sudan eingedrungen und wir haben keine Pläne für einen Machtwechsel im Sudan oder für einen Einmarsch in Khartum.“
Der Kampf um das Ölfeld ist eine weitere Eskalation in dem seit Monaten anhaltenden Konflikt um die umstrittene Region Abyei. Die internationale Gemeinschaft sieht Heglig als Teil des Sudan an. Vor allem die UNO, die USA und die EU hatten den Südsudan für den Einmarsch in dem Gebiet kritisiert, zugleich aber die Luftangriffe des Nordens auf den Süden verurteilt.
Der UNO-Sicherheitsrat erwägt nach Angaben aus Diplomatenkreisen vom Dienstag inzwischen Sanktionen gegen beide Länder. Die USA entsandten ihren Vermittler für den Konflikt zu den Staatschefs beider Seiten.