Südkorea demonstriert zwei Tage nach dem weltweit verurteilten Atomtest im kommunistischen Nachbarland Nordkorea militärische Stärke. Das Verteidigungsministerium in Seoul veröffentlichte Videobilder von neu stationierten, seegestützten Marschflugkörpern mit Reichweiten von mehr als 1000 Kilometern.
Diese Waffen könnten jeden Punkt in Nordkorea erreichen, sagte der Offizier Yoo Young Jo am Donnerstag vor Journalisten in Seoul. Er bezeichnete den gezeigten Lenkflugkörper als „eine Präzisionswaffe, die von jedem Ort auf der koreanischen Halbinsel das Fenster eines nordkoreanischen Kommandobüros treffen kann“.
Zugleich setzten Südkoreas Streitkräfte umfassende Übungen zu Wasser, Luft und Land fort. Die viertägigen Seemanöver vor der Ost- und Westküste hätten bereits am Mittwoch als Reaktion auf den Nukleartest vom Dienstag begonnen, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Für Freitag seien weitere Artillerie-Schiessübungen auf einem Übungsgelände nahe der Grenze zu Nordkorea geplant. An den Übungen der Luftstreitkräfte beteiligten sich auch Flugzeuge des Bündnispartners USA. Die USA haben 28’500 Soldaten in dem Land stationiert und drohen bei einem Atomangriff aus dem Norden mit dem Einsatz eigener Nuklearwaffen.
Angespannte Lage
Durch den Atomtest haben sich die Spannungen auf der Halbinsel wieder deutlich verschärft. „Die gegenwärtige Situation auf der koreanischen Halbinsel ist so ernst, dass selbst ein geringer zufälliger Vorfall zu einem vollständigen Krieg führen kann“, hiess es in einem Kommentar der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA.
Beide Staaten befinden sich völkerrechtlich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-1953) noch immer im Kriegszustand, da ein Friedensvertrag bis heute nicht geschlossen wurde.
Weltweit scharf verurteilt
Nordkoreas Atomtest vom Dienstag wurde weltweit aufs Schärfste verurteilt, so auch durch den UNO-Sicherheitsrat, welcher „angemessene Massnahmen“ angekündigte. Selbst der engste Verbündete China äusserte sich kritisch.
Die Führung in Pjöngjang rechtfertigte den Test dagegen mit anhaltenden Feindseligkeiten der USA und seiner „Marionette“ im Süden. Eine weitere Verschärfung der Sanktionen würde noch härtere Massnahmen provozieren.
Den insgesamt dritten Atomtest nach 2006 und 2009 hatte Nordkorea im Januar nach der Ausweitung von UNO-Sanktionen angekündigt. Mit dem Sanktionsbeschluss bestrafte der UNO-Sicherheitsrat Nordkorea wegen eines umstrittenen Raketenstarts im Dezember.
Kein radioaktiver Niederschlag
Noch ist unklar, ob Nordkorea den Test auf Uran- oder Plutoniumbasis unternommen hat. Atombomben können aus diesen beiden Spaltmaterialien bestehen. Bei seinen ersten beiden Tests soll Nordkorea Plutonium verwendet haben.
Bisher wurden jedoch keine radioaktiven Isotope aufgespürt, die von dem jüngsten Test stammen könnten, wie die staatliche südkoreanische Kommission für Nuklear-Sicherheit mitteilte. Bei der Analyse von Luftproben sei nichts derartiges entdeckt worden.
Südkorea und Japan hatten sofort nach dem Test Schiffe und Flugzeuge ausgesandt, um solche Proben zu sammeln. Aus der Analyse radioaktiver Isotopen können die Experten das verwendete Material für den Sprengsatz bestimmen.