Nach jahrelangen politischen Kontroversen hat Südkoreas Regierung für den geplanten Umzug mehrerer Ministerien aus Seoul eine neue Behördenstadt offiziell aus der Taufe gehoben. Die Schaffung von Sejong City, die „Planstadt der Weltklasse“, wird Milliarden kosten.
Die Retortenstadt solle den Fortschritt Südkoreas symbolisieren, sagte Regierungschef Kim Hwang Sik am Montag nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap bei einer Eröffnungszeremonie für das noch im Bau befindliche Grossprojekt in der Zentralregion.
Die Kosten für die 120 Kilometer südlich der Hauptstadt Seoul gelegene „autonome Sonderverwaltungsstadt“ werden auf 22,5 Billionen Won (etwa 18,36 Milliarden Franken) beziffert.
Die Zahl der Einwohner von Sejong City soll nach der Vorstellung der Regierung bis 2030 eine halbe Million Menschen erreichen. Bisher zählt die Stadt rund 2200 Haushalte.
Büro des Regierungschefs
Geplant ist nach Angaben der zuständigen Baubehörde, dass bis 2014 schrittweise 36 staatliche Stellen, darunter auch das Büro des Regierungschefs und elf Ministerien, nach Sejong verlegt werden. Das Präsidialamt und Parlament sowie Schlüsselressorts wie das Aussen-, Verteidigungs- und Vereinigungsministerium bleiben in Seoul.
Die Entstehung einer Behördenstadt stellt einen Kompromiss zwischen den Parteien in Südkorea dar. Der liberale Vorgänger von Präsident Lee Myung Bak, Roh Moo Hyun, hatte die Verlegung der Hauptstadt in die Provinz zu einem wichtigen Wahlversprechen gemacht.
Nach heftiger Kritik an dem Projekt und einer Verfassungsbeschwerde hatte das Verfassungsgericht 2004 ein bereits beschlossenes Gesetz über die Verlegung des Regierungssitzes aus Seoul gekippt.