Südkoreanische Untersuchung wegen Einflussnahme im Kulturbereich

Die südkoreanische Justiz hat neue Untersuchungen gegen das Umfeld der skandalumwitterten Präsidentin Park Geun Hye eingeleitet. Dabei geht es um dubiose Methoden zur politischen Einflussnahme im Kulturbereich.

Kulturministerin Cho Yoon Sun bei ihrer Ankunft zur Befragung durch die Staatsanwaltschaft (Bild: sda)

Die südkoreanische Justiz hat neue Untersuchungen gegen das Umfeld der skandalumwitterten Präsidentin Park Geun Hye eingeleitet. Dabei geht es um dubiose Methoden zur politischen Einflussnahme im Kulturbereich.

Kulturministerin Cho Yoon Sun wurde am Dienstag von der Staatsanwaltschaft in Seoul zu einer «Schwarzen Liste» von mehr als 9000 Kulturschaffenden verhört. Die Ministerin hatte sich in der vergangenen Woche bereits für die «schmerzlichen» Auswirkungen der Liste entschuldigt.

Die Ministerin, eine Getreue Parks, sei als «Verdächtige» vorgeladen worden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die «Schwarze Liste» diente nach dem Stand der Ermittlungen dazu, missliebigen Kunstschaffenden staatliche Subventionen vorzuenthalten oder sie sogar überwachen zu lassen.

Auf der Liste stehen beispielsweise der Romanautor Han Kang und der Regisseur Park Chan Wook, der mit «Oldboy» 2004 beim Filmfestival in Cannes den Grossen Preis der Jury gewann.

Erinnerungen an Parks Vater

Cho kündigte an, «in vollem Umfang» mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Die 50-Jährige hatte in einer öffentlichen Entschuldigung in der vergangenen Woche gesagt, sie bedaure «das Leiden», das durch die staatliche Einmischung mit politischem und ideologischem Hintergrund verursacht worden sei.

Staatliche Einflussnahme auf den Kulturbereich ist in Südkorea ein sensibles Thema. Unter Parks Vater, dem Diktator Park Chung Hee, herrschte in den 60er und 70er Jahren eine scharfe Zensur in Journalismus, Kunst und Unterhaltung.

Wegen einer Korruptionsaffäre hatte das Parlament in Seoul im Dezember für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park gestimmt. Sie verlor damit umgehend ihre Amtsvollmachten.

Allerdings behielt sie den Titel als Staatschefin und bleibt im Präsidentenpalast, bis das Verfassungsgericht über ihre Amtsenthebung entschieden hat. Sobald die Entscheidung vorliegt, müssen innerhalb von zwei Monaten Neuwahlen stattfinden.

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