Vor dem Hintergrund einer schweren politisch-militärischen Krise hat der jüngste Staat der Welt den dritten Jahrestag seiner Unabhängigkeit gefeiert: Tausende Südsudanesen schwenkten am Mittwoch in der Hauptstadt Juba Fahnen.
Hilfsorganisationen warnten unterdessen vor einer Hungerkatastrophe, von der akut rund 250’000 Kinder bedroht seien. Die Zahl der Kinder, die vom Tod durch Mangelernährung und Krankheiten bedroht sei, habe sich «dramatisch erhöht», warnte das UNO-Kinderhilfswerk Unicef. Ohne rasche Hilfe könnten in den kommenden Monaten 50’000 Kinder an den Folgen sterben.
«Viele Menschen, die aus ihren Dörfern vertrieben wurden, müssen tagelang ohne irgendetwas zu essen laufen, bevor sie Städte wie Bentiu erreichen», sagte der Leiter von Unicef Südsudan, Jonathan Veitch. «Manche Kinder sind bei ihrer Ankunft in einem so schlechten Zustand, dass ihnen kaum noch zu helfen ist.»
Der Hilfsaufruf der Vereinten Nationen für den Südsudan in der Höhe von 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,6 Milliarden Franken) sei «bisher nicht einmal zur Hälfte finanziert», beklagte die Hilfsorganisation World Vision.
Die UN-Sondergesandte Hilde Johnson beklagte, «nie zuvor» seien solche «Gräueltaten» von Südsudanesen gegen Südsudanesen begangen worden wie in der gegenwärtigen Krise.
Seit 2011 unabhängig
Das mehrheitlich christlich-animistische Land im Zentrum Afrikas hatte sich am 9. Juli 2011 vom muslimisch geprägten Norden losgesagt. Vorausgegangen war ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg.
In der Hauptstadt Juba wurden im Vorfeld des Jahrestags Transparente mit dem Slogan «Ein Volk, eine Nation» aufgehängt, doch die nationale Einheit ist akut bedroht. Seit Mitte Dezember liefern sich die Anhänger von Präsident Salva Kiir und seines Rivalen Riek Machar blutige Kämpfe. Tausende Menschen wurden getötet, rund ein Fünftel der Bevölkerung ist auf der Flucht.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die politischen Führer des Landes aufgefordert, die von ihnen verursachte Krise zu beenden. «Sie sind verantwortlich, und es liegt in ihrer Kraft, das zu beenden», wandte Ban sich am Dienstag (Ortszeit) an die südsudanesischen Führer.