Zwei Jahre nach dem Busunglück von Siders VS, bei dem 28 Menschen ums Leben kamen, spricht ein privates Forensik-Institut aus den Niederlanden von Suizid. Die Witwe des Fahrers protestiert. Gegen die Einstellung des Verfahrens in der Schweiz gingen Beschwerden ein.
Offiziell bleibt die Ursache des Busunglücks vom 13. März 2012 im Dunkeln. Die Walliser Strafuntersuchung stellte die Untersuchung zum Unfall, bei dem 22 Kinder und sechs Erwachsene ihr Leben verloren, am 30. Juni ein.
Ein belgischer Reisecar war auf der Heimfahrt von einem Skilager auf der Autobahn A9 frontal in die Nothaltenische eines Tunnels geprallt. Für die Walliser Ermittler stehen alle möglichen Ursachen im Zusammenhang mit dem verstorbenen Chauffeur.
Weil der 34-jährige Fahrer beim Unfall ums Leben kam, kann die genaue Ursache nicht geklärt werden. Ein medizinisches Gutachten nannte eine Unachtsamkeit oder einen Schwächeanfall als wahrscheinlichste Unfallursachen.
Gegen die Einstellungsverfügung ging eine Beschwerde mehrerer Eltern ein, wie das Walliser Kantonsgericht am Dienstag der Nachrichtenagentur sda angab. Das Gericht machte keine weiteren Angaben zur Beschwerde.
Vonseiten der Walliser Staatsanwaltschaft, welche die Untersuchung geführt hatte, hiess es, man werde sich nicht äussern, da es sich um ein privates Vorgehen der Familie handle.
Rekonstruktion des Unfalls
Eine Gruppe von 14 Eltern hatte Mitte April ein privates Forensik-Institut aus den Niederlanden mit weiteren Ermittlungen beauftragt. Dieses führte eine Rekonstruktion durch, allerdings nicht am Original-Unfallort.
Die Direktorin des Instituts «Indenpendent Forensic Services», Selma Eikelenboom, sagte am Montag einem niederländischen TV-Sender, dass die Rekonstruktion beweise, dass die Regung des Steuerrads, die den Unfall verursacht habe, bewusst ausgeführt worden sei.
Dies bestätige die Hypothese eines Suizids unter Einfluss von Antidepressivum. Der Fahrer hatte täglich Antidepressivum eingenommen. Die These eines Suizids war auch von der Walliser Staatsanwaltschaft erwägt aber verworfen worden.
Der behandelnde Arzt des Chauffeurs hatte angegeben, dass es keinen Anlass zur Annahme einer Selbstmordgefährdung gab.
Mehr Fragen als Antworten
Die Witwe des Chauffeurs, Evy Laermans, sagte in einer Reaktion zur Nachrichtenagentur Belga, dass die private Untersuchung mehr Fragen aufwerfe, als sie beantworte.
Bei der Rekonstruktion sei ein anderer Bustyp verwendet worden, was für die Experten aus den Niederlanden keinen Unterschied mache. Jedes Fahrzeug reagiere aber unterschiedlich. Sie vertraue der Professionalität der Schweizer Ermittler.
Bereits bei der Einstellung des Verfahrens hatte die Witwe des Fahrers gesagt, dass es sich beim Ereignis um «einen Unfall und nichts anderes» handle.