Der Industriekonzern Sulzer hat nach dem Abgang von Klaus Stahlmann einen neuen Chef gefunden: Der Verwaltungsrat ernennt Greg Poux-Guillaume zum neuen Konzernchef. Der 45-jährige Franzose war bisher Präsident und Chef der Alstom-Stromerzeugungssparte Alstom Grid.
Alstom Grid ist nach Sulzer-Angaben ein Geschäftsbereich mit 4 Milliarden Euro Umsatz und 20’000 Beschäftigten. Poux-Guillaume war zudem Geschäftsleitungsmitglied bei Alstom. Zuvor arbeitete im Management bei der Investmentfirma CVC Capital Partners, wohin er für zwei Jahre von Alstom gewechselt hatte.
Der Franzose Poux-Guillaume wird Interims-Chef Thomas Dittrich am 1. Dezember ablösen, wie Sulzer am Dienstag weiter mitteilte. Dittrich werde sich wieder ganz seiner Funktion als Finanzchef widmen.
Sanierer geholt
Mit dem neuen Konzernchef holt sich Sulzer laut Mitteilung einen erfahrenen Mann für Umstrukturierungen an Bord. Poux-Guillaume verfüge über umfassende internationale Erfahrung in Sulzers Schlüsselmärkten Öl und Gas und Energie, hiess es weiter.
Sein Leistungsausweis bei Turnarounds und beim Aufbau rentabler Unternehmen auch unter schwierigen Bedingungen sei nachgewiesen. Diese Kompetenzen sind gemäss Sulzer zentral, um das Unternehmen strategisch neu auszurichten sowie Rentabilität und Gewinnmargen substanziell zu verbessern.
Sulzer sieht sich aktuell mit einem schleppenden Auftragseingang konfrontiert und schliesst deswegen Fabriken im Ausland. Bereits zuvor hatte es mehrere Restrukturierungen gegeben, die mit dem Abbau von Stellen einhergingen.
Der auf Pumpen, rotierende Maschinen sowie Trenn-, Reaktions-und Mischtechnologie spezialisierte Traditionskonzern leidet unter der Nachfrageschwäche aus dem Öl- und Gasmarkt und aus China. In den ersten neun Monaten 2015 sank der Bestellungseingang insgesamt um 1,4 Prozent auf 2,268 Milliarden Franken.
Überraschender Abgang des Vorgängers
Poux-Guillaumes Vorgänger Klaus Stahlmann war Mitte August überraschend zurückgetreten. Über die Gründe wurde nichts bekannt. Bei Sulzer hiess es lediglich, der Rücktritt sei ein persönlicher Entscheid gewesen. In der Finanzgemeinde sorgte für Erstaunen, dass der 54-jährige Deutsche mitten in der Umsetzung einer von ihm angeschobenen Restrukturierung ging.
Der Konzern wird von der Investmentgesellschaft Renova des russischen Milliardär Viktor Vekselberg kontrolliert. Vekselberg hatte mit Blick auf eine mögliche Kapitalerhöhung bei Sulzer im August ein Pflichtangebot zum Mindestpreis lanciert. Er erhielt dabei ungewollt viele Aktien angedient. Nach Ablauf der Nachfrist kam er auf einen Mehrheitsanteil von fast 63 Prozent.
Die Transaktion ist allerdings noch nicht abgewickelt, weil die Zustimmung von Wettbewerbsbehörden aussteht. Denn zwischen Sulzer und anderen Beteiligungen Vekselbergs könnte es kartellrechtlich problematische Überschneidungen geben.