Soup&Jazz heisst eine neue Konzertreihe in Basel. Am vergangenen Donnerstag gab es das zweite Konzert mit Jazzsängerin Neele – in der einzigartigen Atmosphäre der alten Schleiferei hinter dem Bahnhof SBB.
Am vergangenen Donnerstag sang die Sängerin Neele für die Reihe Soup&Jazz. Ein Konzert, bei dem man zuerst den Ort beschreiben muss, an dem es stattfand: die alte Schleiferei.
Vorbeigelaufen sind dort sicher schon viele. Das Gebäude liegt neben dem Ausgang der kleinen Bahnhofspasserelle, zwischen Soup&Chill und der Flatterschafft. Adresse: Solothurnerstrasse 4. Vor ein paar Jahren gab es dort noch eine Brockenstube, seither steht das Gebäude leer. Gelegentlich finden Konzerte statt. Die alte Schleiferei kann man, nein, muss man als Bruchbude beschreiben, voller Charme. Ein wunderbarer Ort für ein Jazzkonzert.
Gut die Hälfte aller Scheiben sind durch Bretter ersetzt, die anderen so schmutzig, dass man kaum noch erkennt, was noch Glas und was schon Holz ist. Da und dort ragt ein zerfranstes Kabel aus der Wand und an der Decke fehlt stellenweise Putz. Am verstaubten Leuchter hinter der Pianistin funktionieren nur noch zwei Glühbirnen, die Heizung funktioniert wunderbarerweise doch.
Zwischen Basics und Improvisation
Doch mit ein paar Bühnenelementen und zwei Scheinwerfern wird der «Lotterschuppen», wie ihn Veranstalterin Claudia Adriario vom Soup&Chill bezeichnet, zum Eventlokal. Ein Glücksfall. Es gibt kaum einen Ort, auf den das Wort «Jazzschuppen» besser zutrifft.
Auch atmosphärisch bewegte sich der Abend zwischen Soup&Chill und Flatterschafft. Zwischen Notwendigem, wie es die Wärmestube für Randständige zu Verfügung stellt, guten Ideen und Improvisation. Neele Pfleiderer, unterstützt von «The Sound Voyage», trug mit klarer Stimme eigene und fremde Kompositionen vor und füllte den «Lotterschuppen» mit Klang. Ein Glücksfall auch das. Ein kleines Klanghäppchen haben wir hier:
Das Stück «Noemi», das das Publikum begeisterte, gibt es online leider nicht zum Nachhören. Doch live ergeben sich in Basel bald nächste Gelegenheiten, das nachzuholen. Zum Beispiel am 23. März in der Kaserne, wo Neele Pfleiderer singen wird.
Drei Fliegen mit einer Klappe
Die Zusammenführung der «Schliffi» mit Jazz ist das Werk von Claudia Adrario, Leiterin des Soup&Chill. Ihr war es eine besondere Freude, mit Neele die Tochter eines langjährigen Bühnenpartners anzukündigen.
Und der Raum in der alten Schleiferei? Ein wenig gelenkter Zufall. «Den haben wir uns erkocht», sagt Adrario. «Der Pächter hat bei uns Mittag gegessen. Danach haben wir ihn sozusagen ge- und bekocht bis er uns den Raum zur Verfügung gestellt hat», sagt sie und lacht.
«Die Schleiferei ist ein super Beispiel, wie man aus einem verlotterten Raum eine tolle Location machen kann», findet Adrario. Soup&Jazz bringt damit gleich drei Anliegen zusammen: Die Konzertreihe ist kostenlos – ein Angebot, das die Leute gerne wahrnehmen. Die Künstler bekommen eine kleine Gage, die Kollekte geht an Soup&Chill. Nach dem Konzert gibt es – ebenfalls gratis – Suppe für alle, gekocht vom Küchenteam des Soup & Chill.
Weitere Konzerte sind geplant. Das nächste wird nicht ganz so jazzig. Am 29. Mai tritt die Gruppe SULP auf, unter dem Titel Sulp&Chill – gemäss Namensgebung mit «Swiss Urban Ländler Passion». Musikalische Einordnung: schräg.