Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat Vorwürfe gegen ihre Regierung in Myanmar wegen der Unterdrückung einer muslimischen Minderheit zurückgewiesen. In einem Interview der BBC wehrte sie sich am Donnerstag gegen internationale Kritik.
Als «Staatsrätin» ist Suu Kyi seit einem Jahr praktisch die Regierungschefin des südostasiatischen Landes. Für ethnische Säuberungen in der Provinz Rakhine sei sie nicht mitverantwortlich.
Zum Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya sagte sie: «Ich glaube nicht, dass es sich dort um ethnische Säuberungen handelt. Ethnische Säuberung ist ein zu hartes Wort, um zu beschreiben, was dort passiert.» Der UNO-Menschenrechtsrat hatte kürzlich beschlossen, zur Klärung der Vorwürfe eine Untersuchungskommission in die Region zu entsenden.
Die etwa eine Million Rohingya werden in Myanmar – dem ehemaligen Burma – schon seit Jahrzehnten unterdrückt. In den vergangenen Monaten verschärfte das Militär seine Gangart aber nochmals. Mehr als 70’000 Rohingya sind inzwischen ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Nach unbestätigten Berichten gab es auch mehr als 1000 Tote.
«keine Margaret Thatcher»
Suu Kyi äusserte sich nach einer längeren Zeit des Schweigens zum ersten Mal wieder in einem Interview mit einem ausländischen Sender. Auf Kritik, viele Menschen enttäuscht zu haben, entgegnete sie: «Ich bin nur eine Politikerin. Ich bin nicht so wie Margaret Thatcher. Aber ich bin auch keine Mutter Teresa.»
Suu Kyi hatte unter der Militärregierung insgesamt 15 Jahre in Hausarrest gesessen. 1991 bekam sie den Friedensnobelpreis. Nach dem Wahlsieg ihrer Nationale Liga für Demokratie (NLD) ist sie seit April 2016 de facto Regierungschefin und zudem Aussenministerin. Das Militär behielt aber mehrere wichtige Ministerien.